veröffentlicht im Reiki-Magazin Nr. 4, Oktober 97
Nach meiner Einweihung in den ersten Grad
wendete ich Reiki in der Öffentlichkeit zwar oft, aber nur nebenbei an. Dies, indem ich eine Hand auf meinen Körper – meist den Bauch – legte, und es einfach fließen ließ. Meine tägliche Eigenbehandlung machte ich lieber in Ruhe zuhaus. Der zweite Grad eröffnete mir intensivere Möglichkeiten. Immer dann, wenn ich auf längeren Strecken mit S- oder U-Bahnen unterwegs bin, schicke ich Fernreiki: mir selbst, Menschen, die mir nahestehen, oder auf Situationen.
Da ich fast jeden Werktag zur Arbeit und zurück fahre, kommt so einiges zusammen. Ich habe das Gefühl, in dieser Zeit etwas sehr sinnvolles zu tun, und Mitgefühl mit den Menschen, die sich hinter dem Lenkrad ihres Autos stressen lassen.
Manchmal habe ich mir gewünscht,
von anderen Reiki-Praktizierenden angesprochen zu werden, die erkennen würden, was ich da tue. Aber dies war bislang nicht der Fall. Uneingeweihte denken vielleicht, daß hier ein Spinner mehr am Werk ist. Die Symbole zeichne ich zwar in Gedanken, doch bewege ich ab und an meine Hände, wenn ich beispielsweise Vorderseite, Mentalposition und Rücken behandle oder mich verabschiede. Vielleicht denkt manch einer auch, daß ich meditiere.
Angesprochen wurde ich bislang erst einmal – von einer Clique, die im Abteil lautstark herumpöbelte und aufgrund deren erkennbarer Schlagkraft alle Mitreisenden die Köpfe einzogen. Kurz war ich unsicher, als sie sich zu mir setzten. Doch dann begann ich ein Gespräch mit ihnen, was sie nebenbei auch von weiterem Unsinn abhielt, und zum Abschied gab mir der Boß der Gang die Hand. Ob mir Reiki hier geholfen hat?
Als Problem haben sich eher die ständig zunehmenden Fahrscheinkontrollen erwiesen. Anfangs war ich verärgert über die Störungen und die Unsicherheiten, die sie hervorriefen. Konnte ich denn eine Hand wegnehmen, ohne die Verbindung zu stören? Außerdem mußte ich mit meiner Linken erst mein Portemonnaie und dann das Jobticket herausfischen, als auch anschließend alles wieder verstauen. Auf die Leute mag dies so wirken, als hätte ich ein Handicap, aber es ist wenigstens ein tragbarer Kompromiß.
Meinen Ärger schluckte ich
anfangs noch hinunter. Dann ließ ich ihn heraus, indem ich die Uniformierten nervte. Ich bat sie darum, sich mit ihrem Dienstausweis zu legitimieren – ganz nach der Art: zeigst Du mir Deins, zeig ich Dir meins. Dies trug mir zwar böse Blicke von Seiten obrigkeitshöriger Mitreisender ein, stärkte aber auch mein Selbstbewußtsein. Recht bald wurde dieses Spiel allerdings langweilig, so daß ich es aufgab.
Doch welch Wunder: wenn ich nun kontrolliert werde, spüre ich keinen Ärger mehr. Und die Sorge: “Werde ich heute schon wieder von Kontrolleuren gestört?” bin ich auch los. So brauche ich auch nicht meine Idee zu realisieren, mein Ticket bei Fahrtantritt per Clip an meiner Oberbekleidung zu befestigen, wodurch ich die Hände für Reiki gänzlich freigehabt hätte.
Ich muß feststellen,
daß mir das Praktizieren von Reiki in der Öffentlichkeit nicht nur die ‘üblichen’ positiven Wirkungen bringt. Es hält auch immer wieder Lektionen für mich bereit, an denen ich wachsen kann.