Wege der Ganzwerdung

Rita Weber: Reiki. Ein Weg sich selbst zu heilen

Rita Weber: Reiki. Ein Weg sich selbst zu heilen

Dieses Werk möchte ein Lehrbuch für den 1. und 2. Grad sowie für den Meister-Lehrer-Grad sein. Erschienen ist es im Books-on-Demand-Verlag – ein Verlag, der häufig für Eigenveröffentlichungen herangezogen wird. Leider sehen viele entsprechend erschienene Bücher auch danach aus. Dieses Buch ist leider keine Ausnahme. Das Cover wirkt laienhaft gestaltet und etwas altmodisch – und auch wenn die Farben eigentlich gut ausgewählt sind, kommen sie wohl wegen der geringen Druckqualität kaum zum Strahlen.

Den Anspruch zu haben, ein Lehrbuch für alle drei Grade zu schreiben und dabei lediglich 160 Seiten zu füllen – das scheint mir doch etwas zu kurz gegriffen. Mittlerweile gibt es ja zu den verschiedenen Reiki-Graden sehr viele Informationen, so dass man zu jedem einzelnen Grad schon allein mindestens 160 Seiten füllen könnte.

Bei manchen Informationen würde mich interessieren, woher die Autorin diese hat. Oder warum sie etwas entsprechend praktiziert. So wird beispielsweise in der Übung zum Fernreiki lediglich das 3. Symbol des 2. Grades genutzt; die anderen beiden seien, wie es heißt, optional. Das kann man so machen – doch scheint es mir eher gängige Praxis zu sein, zumindest das 1. Symbol noch mit hinzuzunehmen.

Unpassend finde ich, dass in einem Buch, dessen 2. Auflage im Jahr 2017 erschienen ist, noch immer die „alte“, legendenhafte Reiki-Geschichte als wahr dargestellt wird.
Außerdem hat sich die Autorin dafür entschieden, die Symbole des 2. und 3. Grades im Buch abzubilden, dazu gibt sie kurze Erläuterungen. Leider sind die Abbildungen qualitativ schlecht dargestellt, sie sind verpixelt und scheinen wohl einfach aus dem Internet entnommen worden zu sein. Die im Buch enthaltene Darstellung des 4. Symbols ist mir schon häufiger begegnet. Dieses Symbol (oft auch „Meister-Symbol“ genannt) scheint mir aus dem Buch „Der Weg zum wahren Reiki Meister“ von Andreas Dalberg zu stammen, das Buch wird auch im Literaturverzeichnis angegeben. Dies würde die Dalberg-spezifische Schreibweise erklären, bei der es im unteren Bereich zwei gleich große, nebeneinander stehende Zeichen gibt. Normalerweise wären dies zwar zwei ähnliche, jedoch zugleich etwas unterschiedliche Zeichen.

Inhaltlich spricht die Autorin viele gängige Themen an, leider oft nur sehr kurz. Das Buch gibt also zwar einen groben Überblick über Reiki und die Grade, was jedoch aus meiner Sicht für ein Lehrbuch nicht ausreicht.

Am spannendsten finde ich die von ihr angesprochenen Themen, die nicht auch in fast jedem anderen Reiki-Grundlagenbuch auftauchen. Diese hätten hier ruhig noch etwas mehr ausgeführt werden können. Damit wäre das Alleinstellungsmerkmal dieses Werkes dann größer und das Buch grundlegend interessanter gewesen. So geht Rita Weber beispielsweise auf das Thema „Masken“ ein, im psychologischen Sinne. Sie erinnert daran, dass wir nicht mit Masken geboren werden, sondern diese erst im Laufe der Zeit entwickeln. Zu diesem Thema schlägt sie eine Meditation vor, die helfen soll, sich speziell mit den eigenen Masken und deren Erkennen zu beschäftigen. Außerdem enthält das Buch eine Meditation, die helfen soll, seine ureigenen Begabungen zu finden. Diese wird zwar nur kurz beschrieben, jedoch: Wer schon etwas mit meditativen Reisen oder strukturierten, bildhaften Meditationen geübt ist, kann hieraus leicht entsprechende Ansatzweisen für sich herausziehen. Für in Meditation eher ungeübte Personen sind allerdings manche der Meditationen im Buch zu kurz beschrieben, da wäre noch mehr Anleitung hilfreich gewesen.

Im Kapitel zum Thema „Reiki Lehrer sein“ geht die Autorin auf wichtige Themen ein. Dabei benennt sie Begleiterscheinungen von Meditation und weist auch auf die Arbeit in Gruppen hin. Gelungen finde ich, dass sie dabei auf verschiedene Menschentypen eingeht, die in einer Gruppe dabei sein können bzw. die sich in einem Gruppenprozess zeigen können. So beschreibt sie beispielsweise den Dauerredner, den Besserwisser, den ewig Jammernden, den Helfer und den Schweigenden – und sie gibt kurze Tipps dazu, wie man in einer Gruppe mit diesen Menschentypen umgehen kann. Das Thema „Gruppenleitung – Gruppenprozesse erkennen und steuern“ kommt in anderen Reiki-Büchern selten vor. Jedoch ist dies aus meiner Sicht ein wichtiges Thema, über das eigentlich jeder Reiki-Lehrer etwas wissen sollte, wenn er häufiger in Gruppen arbeitet bzw. Reiki in Gruppen lehrt.

An und für sich ist dieses Buch insgesamt gut geschrieben, es gibt kurze, knappe Informationen zu Reiki. Insgesamt finde ich die nicht-reiki-spezifischen Teile des Buches jedoch viel gelungener als jene, wo es direkt um Reiki geht – diese machen das Buch letztlich lesenswert. Denn es handelt sich dabei um Themen, die für Reiki-Praktizierende durchaus relevant sind, die jedoch in anderen Reiki-Büchern eher selten vorkommen. Wie schön, dass die Autorin diese in ihrer persönlichen Praxis erkannt und sie in das Buch mit eingebunden hat.

Einschätzung der Redaktion Reiki Magazin: In Teilen interessant!
Books on Demand, 160 Seiten, 8,99 Euro – hier direkt bei Amazon bestellen.

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  • Veröffentlicht in: Bücher am 14. Juli 2020
Janina Koeck

Veröffentlicht von

Janina Köck ist seit 1996 in Reiki eingeweiht und lehrt seit 2001 Reiki im Usui System. Sie ist freie Reiki-Lehrerin, in Shoden und Okuden in Jikiden Reiki eingeweiht und Karuna Reiki (R) Lehrerin. Sie schreibt die Buchrezensionen fürs Reiki-Magazin seit 2008 und ist von Beginn an Mitorganisatorin der Reiki-Convention, hat 2010 und 2011 das Reiki-Festival mitorganisiert und ist Gründungsmitglied von ProReiki. Janina lehrt Reiki in ihrer Praxis Leben in Einklang in Köln und sie steht für eine geerdete, tiefe und humorvolle Spiritualität. Offenheit für Neues aber auch eine große Liebe zu den Ursprünge des Reiki findet man bei ihr.

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