Wege der Ganzwerdung

Musik ist mehr als nur ein schöner Hintergrund

erschienen im Reiki-Magazin Nr. 1, Januar 1997

Wer kennt es nicht: eine Reiki-Behandlung mit schöner Hintergrundmusik. Für viele eine Selbstverständlichkeit, doch wer hat sich schon mal intensiver mit der Musik auseinandergestzt? Frank Doerr hat sich in viele Musikstücke hineingehört.

Musik bei Reiki-Behandlungen

djembe mit kindkann zwei Funktionen haben. Zum einen kann sie ganz einfach als Zeitmesser dienen, so daß mensch sich den Blick auf die Uhr spart. Zum anderen kann sie helfen, den Empfangenden zu entspannen (dies gilt für trophotrope Musik, die den Vagus-Nerv stimuliert), und eine heilsame Wirkung ausüben, welche die der Reiki-Energie verstärkt. Die größte Heilwirkung entfalten natürlich live erlebte Naturtoninstrumente, doch welche Reikianerin  kann sich schon ihren Hausmusiker leisten? Also müssen wir in der Regel auf Tonträger zurückgreifen.

Für Ganzbehandlungen und Fernreiki habe ich mir selbst Cassetten zusammengemixt, doch bei Eigenbehandlungen verwende ich seit Jahren meist dieselbe CD mit einem durchgehenden Stück. Ich habe mir bestimmte Stellen gemerkt, so daß ich alle fünf Minuten die Position wechseln und mich eine Stunde behandeln kann. Diese Dauer hat sich für mich als idealer Kompromiß zwischen Intensität der Behandlung und verfügbarer Zeit gezeigt.

Zeichen zum Positionswechsel

Als ich Lust auf neue Musik verspürte, suchte ich eine esoterische Buchhandlung auf und suchte. Die Publikation von Reiki-Musik ist stark angestiegen, doch was fand ich? Zum einen empfand ich manches als seichtes “Syntheziser-Gedudel”. Zum anderen gab es viele CD’s auf denen alle drei Minuten “the delicate sound of a small bell” zu hören ist.

Ich mag Zeichen zum Positionswechsel. Ohne sie habe ich die Tendenz, sehr lange auf einer Position zu verweilen, was den Zeitrahmen sprengt. Von anderen ReikianerInnen weiß ich, daß sie sonst viel zu früh wechseln, was die Wirkung der Behandlung schmälert. Vier bis fünf Minuten pro Position finde ich optimal, doch fand ich nur eine (!) CD, die Stücke dieser Länge enthielt. Ich frage mich, ob manche MusikerInnen, die Reiki-CDs einspielen, wirklich Reiki praktizieren – was ich sinnvoll fände.

Die fünf Teilbereiche von Musik

Musik als Ganzheit läßt sich in fünf Teilbereiche unterteilen, an die bei Reiki unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Da ist der Rhythmus, der – wenn hörbar – langsam sein sollte, um der Entspannung nicht entgegen zu wirken. Aus dem gleichen Grund sollte auch die Dynamik zurückhaltend eingesetzt werden. Die Melodie kann uns berühren, wenn sie eher einfach strukturiert ist und aus dem Herzen heraus gespielt wird (letzteres macht den Unterschied zur süßlichen Klebrigkeit oberflächlicher Produktionen). Die Form – von komponiert bis frei improvisiert – ist Geschmackssache, ich bevorzuge oftmals letzteres, weil dann die Seele der MusikerInnen spürbarer wird. Diese offenbart sich am stärksten im Klang, und vor allem dieser ist es, der die heilsame Wirkung von Musik ausmacht.

Reikisounds

improWie ich beim Musizieren auf dem Reiki-Treffen in Gersfeld letztes Jahr feststellen konnte, gibt es hier unterschiedliche Bedürfnisse. Manchen genügt die heilende Wirkung von Reiki, eine zusätzliche Verstärkung ist einfach zu viel – vor allem wenn ein Instrument mit großer therapeutischer Wirkung wie der Gong zum Einsatz kommt. Vielleicht mag auch ein eher konservatives Musikverständnis mitspielen. Viele lieben aber auch den Klang und seine heilsame Berührung, nutzen ihn und erfreuen sich an ihm.

Gerade solche Musik fand ich – von zwei Ausnahmen abgesehen – außerhalb des ‘Reiki-Regals’; manche rein instrumental, mit Monochord oder Instrumenten aus anderen Kulturkreisen eingespielt, manches in der Kombination von beispielsweise Harfe mit Gesang – ich halte die menschliche Stimme für eines der wunderbarsten und berührendsten ‘Instrumente’ überhaupt -, und manches unter der Rubrik Obertonmusik. Also mixe ich mir meine Reiki-Cassetten weiterhin aus solchen CD’s zusammen.

Zum Thema Geld

Apropos CD: Hier erschreckt mich immer wieder der Preis, denn solch ein Silberling kostet oftmals mindestens 36 DM. Dabei liegen die Herstellungskosten gerade mal bei 3 DM. Eine Band kann heutzutage in Eigenregie eine CD in geringer Stückzahl für 4 DM pro Stück samt Studio-kosten einspielen. Doch die MusikerInnen als die eigentlich Kreativen sind gewiß nicht diejenigen, die abkassieren. Hier werden die KäuferInnen meines Erachtens über den Tisch gezogen und nur Vertriebe wie Zweitausendeins, Network oder kleine Labels bemühen sich um eine angemessenere Preisgestaltung, haben aber eben auch manches nicht im Programm.

Zudem geht bei CD’s nach meinen Informationen aufgrund der beschränkten Speicherkapazität auch etwas vom Klang verloren, gerade bei den Obertönen, die den Sound und seine heilende Wirkung erst ausmachen. Schallplatten sind – analog aufgenommen und auf einem guten Plattenspieler abgespielt – immer noch hochwertiger und billiger. Allerdings werden die meisten Produktionen nicht mehr auf LP gepreßt. Für CD’s spricht vor allem, daß sie platzsparend sind und Bedienungskomfort bieten.

So bringt mich Reiki mal wieder in eine Auseinandersetzung mit dem Medium Geld. Da ich nicht viel davon habe, höre und vergleiche ich also, für welchen Tonträger ich mein Geld über den Ladentisch reiche. Und meine Suche durch die CD-Regale hat dazu geführt, daß ich die “Beziehung” zu meiner alten Reiki CD wieder aufgenommen habe. Ich weiß ihre Qualitäten jetzt besser zu schätzen und erhorche nun Feinheiten, die mir bislang verborgen geblieben sind.

Literaturtips:

DECKER-VOIGT; H.H.: Aus der Seele gespielt, München 1991
HEGI, Fritz: Improvisation und Musiktherapie, Paderborn 1988
PETZOLD, Hilarion (Hg.): Heilende Klänge, Paderborn 1989

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Frank Doerr

Veröffentlicht von

Intensive Reiki-Praxis seit 1993 und beständige Fortbildung. 1998 Reiki-Meister der 6. Generation in der Linie Usui – Hayashi – Takata – Furumoto – Kindler. Von 1994 bis 2009 Mitarbeiter beim Reiki-Festival. 1996 im Gründungsteam des Reiki Magazins, seitdem Redaktionsmitglied bzw. freier Mitarbeiter. Seit 1999 Chefredakteur von Reikiland.de. Veranstalter der ReikiCon (seit 2010) sowie Gründungsmitglied von ProReiki. Publikationen: Die Reiki-Lebensregeln (Windpferd 2005), Das Reiki-Meister-Buch (Windpferd 2007). CD mit Merlin's Magic: Reiki-Elixier inkl. Booklet (Windpferd 2007).

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