Hallo liebe Petra,
ja gerne, erkläre ich das.
Es war so, ich empfand immer eine extreme Abneigung gegen Bügeln und auch Badezimmer putzen.
Irgendwie dämmerte mir, dass es mit dem Ego zusammenhängt, das monotone Arbeiten ablehnt. Weil - irgendwie wird ja der Intellekt nicht gefordert.
Was mich irritierte war, dass ich kurz zuvor las, dass monotone Arbeiten auch in er Arbeitswelt quasi den Weg zur Vollkommenheit ebnen. Halt im Stile von Zen. Also monotone Arbeit als Hilfsmittel.
Gerade weil ich darüber stolperte nahm ich es an. Und ich probierte es.
Ich bekam einen Satz, gemessen am Straßenfeger Beppo aus "Momo".
"Im Angesicht einer endlos langen Straße bleibt ihm nur eines: immer nur den nächsten Besenstrich ins Auge fassend, kann er die ganze Straße im jeweiligen Augenblick kehren."
Ehrlich Petra, das faszinierte mich. Ich verstand nicht sofort, worum es ging. Ich ging hin und probierte es aus. Und ich kam zu der Erkenntnis, es stimmt.
Du kannst die Kunst des Straßenfegens auf alle anderen Tätigkeiten anwenden! Und was das entscheidende ist: du bist lebendig. Im Hier und Jetzt.
Ich freue mich, wenn ich monoton bügeln kann, dann kann ich nachdenken über Themen, über die ich schon immer mit mir selber sprechen wollte. Ich kann mein Badezimmer putzen und mit mir Zwiesprache halten. Worüber ich immer schon mal sprechen wollte. Ich habe es einfach genommen, diese Herausforderung und ausprobiert.
Eben diese monotone Tätigkeit lenkt dich nicht ab. Sie führt dich zu dir. Zu dir selbst tief drinnen.
Als ich das erkannt hatte, da war ich sehr froh. Ich bewarb mich sogar auf eine Ausschreibung in der Firma hinsichtlich Eingabe von Freistellungsaufträgen für den Zeitraum von 4 Wochen. Oh man, die Kollegen haben mich beschimpft, wie ich solch niedere Arbeit nur tun könne. So monoton. Und überhaupt, ich müsse mir doch meiner Position bewusst sein.
Eh - lass die reden. Ich hatte meinen Grund. Ich habe 4 Wochen Freistellungsaufträge eingetickert in den PC. Hey - ich fühlte mich genial. Befreit und aktiv. Ich habe Berge weggearbeitet und zeitgleich war ich immer bei mir selbst. Komplett bei mir. Ich fühlte mich nie so fit nach einem Arbeitstag wie sonst. Die Monotonie führt einen zu einem selbst. Man ist im Zwiegespräch. Es ist Meditation. Ich beglückwünsche jeden, der eine monotone Tätigkeit hat. Wenn er tauschen möchte mit mir, bitte gerne - jederzeit.
Ich muss ständig reagieren auf neue Situationen. Ich habe keinen Fließbandjob. Keine Routine.
Ich kam zu der Erkenntnis: wer immer monoton arbeitet und es für sich zu nutzen weiß, der hat eine Chance, das Leben wirklich zu leben und zu erkennen. Derjenige, der ständig wechselnden Situationen ausgesetzt ist, lebt im Streß. Die Seele kann es in Wirklichkeit gar nicht so schnell verarbeiten. Es fehlt die Zeit für Hier und Jetzt.
Ich habe damals, vor Jahren, gesagt, ich will keine monotone Arbeiten, sie ätzen mich an. Petra, Hand aufs Herz, wenn heute jemand käme, der sagen würde, du musst jetzt immer nur Belege eintickern in den PC, ich würde das mit Kusshand machen. Na ja - wenn die Kohle stimmen würde. Soviel Ego habe ich noch
Was ich sagen will ist: wenn man eine monotone Tätigkeit absolvieren muss, dann ist da ein sehr großer Effekt dahinter! Man muss ihn nur sehen wollen.
Von daher ist Bügeln wirklich meditativ.
Liebe Grüße
Mone