Bergkristall Verlag, 112 Seiten, 11,- Euro
Erstveröffentlichung der Rezension im Reiki Magazin Nr. 1/09
Gertrud A. Manasek ist seit 1986 als spirituelle Lebensberaterin und
seit 1992 als Reiki-Lehrerin tätig. Mitte der 1990er Jahre bis 2001
veröffentlichte sie eine Triologie von Reiki-Büchern mit den Titeln:
“Reiki – Ein Geschenk des Himmels”, “Das Gnadengeschenk Reiki 2” und
“Das Mysterium der Reiki-Meister-Energie”. Hier widme ich mich dem Buch
“Reiki – Ein Geschenk des Himmels” – die Rezensionen zu den beiden
anderen Büchern folgen in den kommenden Ausgaben.
Das Besondere an den Büchern von Frau Manasek ist, dass sie darin ihre Seminare so niedergeschrieben hat, wie sie sie hält. Damit wird dem Leser der Eindruck vermittelt, er sei gerade selbst Teilnehmer eines Reiki-Seminars und erlebe die Einweihungstage mit den anderen Teilnehmern gemeinsam. Eine leichtere Art des Lesens gibt es kaum, und sogleich tritt man in eine Beziehung zu dem Buch und zu den darin geschilderten Personen. Man fühlt mit ihnen, erinnert sich vielleicht an sein eigenes Reiki I-Seminar oder erhält eine Vorstellung davon, wie so ein Seminar aufgebaut sein kann bzw. wie die Autorin ihre Reiki-Seminare aufbaut. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass man nicht einfach mal eine Information nachschlagen kann, sondern dazu immer das gesamte Buch durchblättern muss.
Möchte man also z. B. die Geschichte des Usui-Systems des Reiki nachlesen, muss man sich erst einmal auf die Suche nach dieser Textstelle begeben. Die Inhalte dieser Geschichte sind ein Thema, das im Buch leider zu kurz kommt. Die Geschichte wird knapp umrissen, aber nicht ausführlich erzählt. Dabei bezieht sich die Autorin auf die Informationen aus der Reiki-Legende, wie sie von Frau Takata und Phyllis Furumoto erzählt wurde bzw. wird. So wird Usui weiterhin als christlicher Mönch bezeichnet. Frau Manasek macht ihn sogar zum “christlichen Vorsteher einer kleinen Universität in Kyoto/Japan”(S. 16) oder gar zu einer Person, durch die “…der Brückenschlag des Christentums von Ost nach West” (S.16) erst ermöglicht wurde. Aber da mittlerweile klar ist, dass Mikao Usui kein christlicher Geistlicher war, kann die oben genannte Ehre ihm nicht zuteil werden. Es ist bedauerlich, dass in der so kurzen Darstellung der Geschichte, die gerade mal einen Absatz umfasst, so viele Fehlinformationen enthalten sind.
Weiter geht es mit einem Absatz zum Thema “21-tägige Reinigungsphase nach dem Seminar”. Die Frage, ob es eine solche Reinigungsphase überhaupt gibt und wenn ja, ob diese dann auf 21 Tage beschränkt ist oder ob wir vielleicht eher im Laufe unserer regelmäßigen Anwendung von Reiki immer wieder in solche Phasen kommen, sei einmal dahingestellt. Hier ist die Autorin sehr streng mit ihren Schülern. 21 Tage lang darf nicht geraucht und kein Alkohol getrunken werden. Maximal zwei Tassen schwarzen Tee oder Kaffee dürfen die Schüler pro Tag zu sich nehmen – diese allerdings sollen sie dann auch trinken. Auf die tägliche Selbstbehandlung mit Reiki wird nicht weiter eingegangen, dafür aber auf Zusammenhänge zwischen der Reinigungsphase und den sieben Hauptchakren.
Während der Trend in der Reiki-Szene immer mehr in Richtung “Back to the Roots” geht und viele Forschungen zu den Ursprüngen des Usui-Systems gemacht werden bzw. das Interesse für aus Japan kommende, “ursprünglichere” Reiki-Systeme immer weiter steigt, scheint “Reiki – Ein Geschenk des Himmels” eher aus dem Zusammenhang geboren zu sein, Reiki und seine spirituellen Hintergründe aus dem spirituell-christlichen Verständnis der Autorin heraus aufzuzeigen. Leider überwiegen aber diese “spirituellen Hintergründe” die eigentlichen Reiki-Themen. Inhalte wie Aura-Soma, Farbtherapie, Edelsteintherapie, Chakren, Engel und verschiedene Schutzübungen werden angesprochen. Verschiedenen Geistwesen räumt die Autorin viel Platz in ihrem Buch ein. So sollen angeblich jedem, der in Reiki eingeweiht wurde, mindestens sieben Reiki-Helfer zur Seite stehen. Channelings von einem Geistwesen namens Elias sind ebenso Inhalt des Buches wie Informationen über Ashtar Sheran. Ashtar Sheran ist demnach Kommander einer Raumflotte von Außerirdischen, die Santiner genannt werden. Mitte der 1990er Jahre waren seine Channelings sehr populär, was allerdings mit der Zeit abflachte. Das schwindende Interesse könnte daran liegen, dass behauptet wurde, dass Ashtar Sheran die Erdbewohner mit Hilfe seiner Raumschiff-Flotte evakuieren würde oder sich zumindest durch das Landen von Raumschiffen auf der Erde bemerkbar machen würde – was beides offenbar bis zum heutigen Tag nicht eingetreten ist.
Die Art und Weise, wie Frau Manasek mit ihren Schülern umgeht scheint konsequent, geduldig und auch liebevoll zu sein. Sie achtet die Meinung der Kursteilnehmer, unterstützt sie in ihrem eigenen Erleben und gibt Rat, wo er erwünscht ist.
Insgesamt betrachetet sind die direkt auf Reiki bezogenen Informationen in diesem Buch für meinen Geschmack zu spärlich, zu dogmatisch oder auch, wie an dem Beispiel der Geschichte des Usui-Systems aufgezeigt, schlicht falsch. Für Reiki-Einsteiger kann ich das Buch nicht empfehlen, da es zu viele Fragen aufwirft, verwirrend wirken kann und den Eindruck vermittelt, Reiki sei kompliziert und man müsse Wissen in verschiedenen esoterischen Richtungen haben, um Reiki ausüben zu können. Die Einfachheit, die ich an dem Usui-System des Reiki so schätze, kommt leider hier nicht durch. Menschen, die Reiki in einem stark christlich-spirituellen Kontext sehen, verschiedene spirituelle Techniken z. B. des Schutzes erfahren möchten und/oder eine Einführung in unterschiedliche spirituelle Themen suchen, können sich wahrscheinlich für die Inhalte des Buches und den Erzählstil der Autorin erwärmen.
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