Thema der 36. KW: Wie geht ihr mit dem Tod und der Trauer um

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Elvira
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Thema der 36. KW: Wie geht ihr mit dem Tod und der Trauer um

Beitrag von Elvira »

In diesem Jahr starb mein Schwiegervater. An seinem Sterbebett im Krankenhaus standen 6 Frauen. Es war klar, das Schwiegervater den Gang ins Licht gehen wird.
Wir haben geflüstert miteinander und geweint, uns gegenseitig in den Arm genommen. Als die Lungenwerte und die Blutdruckwerte immer mehr herabsanken und die Medikamente nicht mehr nachgefüllt wurden, war mir klar, dass bald sein Ende naht.
Eine Stunde habe ich mit mir gerungen, ob ich es wagen sollte, das „Vater unser“ zu beten und meinem Schwiegervater den Segen zu erteilen. Dann tat ich es. Langsam und deutlich sprach ich die Worte und erteilte ihm den Segen. Ich nahm auf meine Weise Abschied und ließ ihn ziehen.
Die Trauer und auch die Angst aller wurde für eine Weile laut. Dann kehrte eine fühlbare Ruhe im Krankenzimmer ein. In dieser Ruhe schlief der Schwiegervater friedlich im kleinen Kreis seiner Lieben ein.

Danach lief alles seinen Gang bis zur Beerdigung, auch hier jede Menge Organisation. Ich half, so gut ich konnte mit meinen Erfahrungswerten von der Beerdigung meiner Mutter.

Wenn wir heute bei Schwiegermutter sind und sie ist schlecht drauf, dann nehme ich sie einfach in den Arm und dann fließen bei ihr die Tränen und bei mir und rundherum auch. Ich höre ihr einfach zu und mache ihr Mut für die nächsten Jahre. Da sind 5 Urenkelkinder in der Familie, überhaupt ist eine große Familie um sie herum. Sie wird umsorgt. Und sie darf trauern, mit uns zusammen oder auch mal ganz verstohlen, allein in der Gartenecke mit dem Urenkel auf dem Schoß.


Vor 6 Jahren verstarb meine Mutter nach zweijähriger Depression. Sie ist einfach umgefallen. Sie lag ein paar Stunden aufgebahrt in ihrem Wohnzimmer. Immer fiel mein Blick auf die Bettdecke, ob sich nicht doch noch der Brustraum hob und senkte. Die Kinder und ich streichelten die Mutti, der Lebensgefährte saß stumm dabei. Eine Verzweiflung war im Raum zu spüren.

Als Mutti abgeholt wurde vom Beerdigungsinstitut, reagierte ich nur noch mechanisch. Ganz einfach gesagt: „Ich funktionierte wie eine Maschine.“
Alles war mit ihr vorher abgesprochen, das war eine große Hilfe für mich.

Am Grab ließ ich mich endlich fallen und das war gut so. Tage danach reagierte mein Körper sehr heftig mit Schüttelfrost. Ich hatte das Gefühl, ich möchte mich in einem Loch verstecken. Familie und Freunde um mich herum halfen mir. Sie ließen nicht zu, das ich mich verkroch. Sie holten mich immer wieder ans Telefon, standen an der Haustür, waren da zum Zuhören.
Mir passierte seltsame Sachen, ich verwechselte viel, war überhaupt nicht in meiner Mitte und mir war das alles peinlich. Rundherum gab man mir Mut und bot mir Hilfe an. Aber das Wichtigste war wirklich, das ich in meinem Alltag zurückkehrte.

Hilfe war auch für mich anfangs der Gang zum Friedhof. Wenn ich die Blumen goß oder pflanzte, sprach ich mit Mutti. Erzählte ihr von meinem Alltag.
Mittlerweile mag ich den Friedhof überhaupt nicht mehr. Reden kann ich mit Mutti auch zu Hause, denn sie ist ja in meinem Herzen. Und die Grabpflege belastet mich im Moment nur.
Am Anfang habe ich noch Wert gelegt auf den Todestag, auf ihren Geburtstag und auf den Muttertag. Da nur ich dran zu denken schien, gab ich es auf, irgendetwas zu organisieren dahingehend.


Jetzt trauere ich um meinen vor 36 Jahren verstorbenen Vater. Ich war 13, als er bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Damals hat keiner mit mir so richtig getrauert und jetzt fließen unaufhörlich die Tränen. Und es tut einfach nur gut
Und ich habe mir Leute gesucht, die mir, außer meinem Therapeuten, bei der Trauer helfen. Eine Freundin sagte gestern zu mir, dass ich sie also bei meiner Trauerarbeit mit ins Boot eingeladen habe. Viele Tipps habe ich schon bekommen, auch von hier, wie ich damit umgehen kann.

Ich möchte mit meiner kleinen Familie den Gang von der Trauerhalle zu dem nicht mehr existierenden Grab gehen. Und diesmal möchte nicht ich andere stützen, wie ich das sonst sehr oft im Leben mache, sondern mich einfach stützen lassen bzw. fallen lassen.

Fallen lassen in die Hände meiner Familie, in die Situation und überhaupt……………

Denn es ist immer jemand da, der uns auffängt. Wir sollten uns dessen bewusst sein und Zweifel an die Seite schieben.


Und wie geht ihr mit dem Tod und der Trauer um?


Es grüßt zu diesem Thema
Eure Wochenthemen-Kathi
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elm
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Beitrag von elm »

Tod ist finde ich ein Thema, dass es in unserer Gesellschaft eigentlich nicht gibt. Menschen werden zum Sterben weggegeben (Krankenhaus oder Altenheim). Selten kommt der Tod zu den Menschen, vor allem wenn man jung ist. Wo sind denn die engen Bindungen, die große Familie oder das Dorf, die Hausgemeinschaft oder das Viertel? Jeder lebt für sich, mit seiner Familie, beschränkt auf ein paar wenige Personen, kaum ein Kind erlebt deshalb, dass der Tod einfach dazu gehört. Es stirbt einfach niemand aus dem Umkreis, auch wenn sich das markaber anhört. Der Tod ist so groß und fremd, nicht real, wie ein großer Schatten, vor dem man davon laufen kann, der am Ende aber doch gewinnt.

Die frühste Erinnerung meiner Großmutter ist die Beerdigung einer Bekannten der Famile. Ich, fast 70 Jahre später wurde erst als Teenager mit dem Tod konfrontiert, war völlig überfordert, wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Ja es gibt den Tod, doch der hat doch nichts mit mir zu tun? Bis sich das Auto einer Klassenkameradin um einem Baum wickelte, sie starb mit 16 und ich wusste nicht, was auf einmal los war.

Wir sind einfach hilflos. Einige sind inzwischen gestorben, nie waren es die, von denen man es erwartet hat. Man kann nichts tun, und weiß auch mit sich selbst nichts anzufangen. Verdrängen scheint verlockend, schiebt aber das Problem nur bis zum nächsten Trauerfall auf. Ich sehe, was passiert, wenn man den Tod nicht aufarbeitet. Doch bis jetzt hat man mir in meiner Familie nichts an die Hand gegeben, damit umzugehen.

Wir sind nicht christlich. Wir beten nicht, halten keine Totenwache, haben kein kirchliches Begräbnis und keinen Pfarrer oder Priester, der sich um uns kümmert. Jeder macht es mit sich aus, was ich furchtbar finde. Wir reden einfach nicht darüber. Die Toten zu erwähnen, wird vermieden, aus Angst in anderen wieder kaum verheilte Wunden aufzureißen. man geht zum Friedhof, denkt ab un zu an sie. An meinen Onkel der an Lungenkrebs starb, den Freund meiner Familie, der den Leberkrebs nicht überlebte, an das ungeborene Kind meines Bruders, nach dessen Tod ich nicht wusste, wie ich meiner Schwägerin helfen soll. Sie schien so normal, und dabei habe ich nicht gesehen, wie viel Hilfe sie brauchte. Wie gut, dass ihre Freunde zum Zuhören da waren, meine Familie wusste einfach nicht, mit ihrer Situation umzugehen. Wir verdrängen den Tod, leider. Und sind damit sicher nicht die einzigen.
Zuletzt geändert von elm am 07.09.2007, 16:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Elli
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Beitrag von Elli »

Im März ist meine Mutter nach zweimonatigem Krankenhausaufenthalt gestorben.
Wie bin ich mit ihrem Sterben umgegangen? Ihr Zustand hat sich über Wochen immer und immer weiter verschlechtert und irgendwann, ich glaub, das war so 10 Tage vor ihrem Tod, hab ich gehofft, dass sie sterben würde, damit sie ihre Erlösung und wir wieder unsere Ruhe haben.

Es war eine unsägliche Zeit der Anspannung und immer wenn das Telefon geklingelt hat bin ich zusammengezuckt.
Ich war kein einziges Mal bei ihr in der Klinik, ich konnte damals dort nicht hingehen, weil ich durch meine Erfahrung mit meiner Leukämie in 2006 eine Art Klinikphobie hatte. Ich hab mit ihr telefoniert, so lange sie ansprechbar war und als sie dann nicht mehr ansprechbar war, dachte ich, jetzt muss ich auch nicht mehr hin, denn sie bekommt es eh nicht mit.
Manchmal mache ich mir jetzt Gedanken, dass ich sie doch hätte besuchen sollen. Aber zu der Zeit damals war es ok für mich, dass ich nicht dort war und jetzt sollte es auch ok sein.

Lieber als auf ihren Tod hätte ich auf ein Wunder gehofft, aber vielleicht bin ich da zu pessimistisch eingestellt, die Möglichkeit eines Wunders hab ich nicht wirklich in Betracht gezogen...

Den Tod als Erlösung betrachten kann ich seit meiner Leukämie und seitdem ich andere Betroffene kennengelernt habe. Seitdem bin ich wirklich davon überzeugt, dass das Sterben einen befreit von allen Schmerzen und aller Qual.
Außerdem denke ich, dass man nach dem Tod nicht wirklich "weg" ist sondern nur seinen "Aggregatszustand" gewechselt hat. Alle Seelen bewegen sich in einem Raum- Zeitkontinuum und einen gewissen Abschnitt (vielleicht sind es auch mehrere?) verbringen wir in irgendwelchen menschlichen Körpern hier auf der Erde, davor und danach sind wir "nur" Seele, aber dennoch da.

Was die Trauer über den Tod meiner Mutter angeht, frage mich immer wieder, ob ich "richtig" trauere. Wie geht das?
Also gut, es gibt kein "richtig" und kein "falsch". Trotzdem bin ich unsicher, wie ich mit ihrem Tod umgehen soll, dahingehend, dass ich irgendwann meine "Trauerarbeit" beendet habe.

Normalerweise erzähle ich ganz sachlich, dass sie gestorben ist und dass es ihr jetzt besser geht
Gerade vor kurzem hat mich mein Mann gefragt, wie ich mich fühle, wenn ich an sie denke. Meine Antwort war, mir geht es gut, denn sie ist jetzt erlöst. Mein Mann fragte weiter - und wie geht es DIR? In dem Moment fühlte ich Schmerz und ein Gefühl der Verlassenheit.
Dabei hatten meine Mutter und ich oberflächlich gesehen sicher kein inniges Verhältnis, dazu ist zu viel schief gelaufen in unserer Beziehung. Aber vielleicht hat uns gerade diese problematische Beziehung irgendwie zusammengeschweißt, auf eine mehr oder weniger krankhafte Art.

Jetzt, in dem Moment wo ich dies hier schreibe, laufen mir die Tränen herunter und ich fühle wieder einfach nur Schmerz.
Das zeigt mir, dass ich wahrscheinlich viel verdränge, was nur selten an die Oberfläche kommen kann.

Mein Psychotherapeut hat mir nach dem Tod meiner Mutter gesagt, ich solle ihr Briefe schreiben und ihr sagen, was ich fühle. Genau einen Brief hab ich geschrieben, eine Woche nach der Beerdigung. Danach hab ich's vergessen oder es war nie der richtige Zeitpunkt...

Gerade jetzt, wo ich mich mit diesem Wochenthema auseinandersetze, stelle ich fest, dass ich doch weiterhin Briefe schreiben sollte.
Denn auch wenn ich denke, dass sie immer bei mir ist (und jetzt vielleicht sogar mehr als in ihrem Leben hier auf der Erde) fühle ich großen Schmerz. Wobei ich nicht weiß, ob durch das Briefeschreiben der Schmerz nachlassen wird oder ob die Briefe nicht eher eine Hilfe sein sollen, den Tod wirklich als Tatsache sehen zu können.

Ich bin gerade ziemlich verwirrt und hoffe, dass meine Zeilen dennoch irgendeinen Sinn enthalten.

Liebe Grüße an alle.
Elli
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Lehrling
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Beitrag von Lehrling »

Als ich Kind war, wurden die Toten auch noch zu hause aufgebahrt, wenn man es wollte. Wenn wir Kinder wußten, daß jemand gestorben war, gingen wir nach der Schule über den Friedhof zur Kapelle, dort war damals noch den ganzen Tag die Tür offen ( nicht abgeschlossen) für alle, die sich verabschieden wollten. Heute ist das leider nicht mehr möglich, man muß mit jemandem hin, der den Schlüssel hat, oder am Beerdigungsvorabend zum Beten gehen - dabei habe ich dann festgestellt, daß ein Ritual wie das Rosenkranzbeten für einen Verstorbenen sehr viel Halt geben kann.
Auch heute sterben durchaus noch Menschen zuhause, meine Mutter hatte es sich sehr gewünscht - klar war es möglich! Für mich war es das erste Mal, einen Menschen sterben zu sehen, und es war eine wichtige Erfahrung! Mein Vater lag im Krankenhaus und erlitt dort einen Schlaganfall, als er merkte, er kann nicht mehr sprechen, hat er sich aufgegeben und ist 2 Tage später gestorben.
Nach dem Tod meines Vaters war ich als erstes froh, dass ich nun nicht pflegen musste zusammen mit meiner Mutter, obwohl ich vorher extra deswegen einen Hauspflegekurs gemacht hatte. Das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir war immer angespannt, es stimmte einfach nicht. Trotzdem hätte ich ihn gepflegt, das war keine Frage für mich.

Auch in der Nachbarschaft und Bekanntschaft gibt es viele Fälle, wo kranke Menschen aufopfernd gepflegt werden, z.T. jahrelang.
Es kommt auf den einzelnen an, und da denke ich, ist es hilfreich, sich schon vorher mit dem Tod auseinanderzusetzen. Wie möchte i c h alt werden, bei Krankheit versorgt werden, mich auf den Tod vorbereiten? Wie möchte ich, dass man im nachhinein über mich spricht?
All das setzt voraus, dass ich meinen Kindern ganz selbstverständlich vorlebe, wie „ Familie“ als Gruppengefüge funktioniert, in gesunden und in kranken Tagen.

Mein Mann hat es mir angekreidet, dass ich bei den Beerdigungen meiner Eltern nicht weinte.
Ich war traurig, ja, aber ich habe sie in Frieden gehen lassen und wusste für mich, es war die richtige Zeit für sie.
Trauer bedeutet für mich damit fertig zu werden, dass ich jetzt ohne denjenigen auskommen muß. (Daß die seelische Verbindung noch da sein kann, ist trotzdem etwas anderes.)
Von meinem Vater habe ich noch etwa ein Jahr lang geträumt, schwere Träume, in denen ich ihm sogar gesagt habe: Du kannst nicht hier sein, du bist gestorben! Ca. 5 Jahre später habe ich von der Möglichkeit der Aufarbeitung mit Briefeschreiben gehört und sie genutzt für die Auseinandersetzung mit meinem Vater. Das hat mir sehr gut getan und mich hellhörig gemacht für spätere Mitteilungen, in denen ich mehr über meinen Vater und sein Leben erfahren habe und dadurch auch sein Verhalten besser verstehen konnte.

Und durch Kathi und dieses Thema ist mir aufgegangen, dass ich mal wieder zu Stift und Papier greifen sollte, um einiges zu klären....

Liebe Grüße
Lehrling
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Nachdem ich dieses Thema heute Mittag geschrieben habe, wurde mir wieder bewußt, daß das Thema "Tod" wahrscheinlich das intimste Thema überhaupt ist.

Auch meinen Nachbarn, der mich von Kindheit auf kannte, habe ich vor seinem Tod gesegnet und ihm den Psalm 23 vorgelesen. Ich hatte die Pfarrerin darum gebeten, dies zu tun und die übertrug es dann mir. Nicht, weil sie es nicht wollte oder konnte, sondern weil ich ihn ganz einfach als gesunden Menschen kannte und auch wußte, das der Lungenkrebs nach 2 Jahren Kampf gewonnen hatte. Das Leiden von XY war zu Ende. Und er starb nicht im Beisein seines Sohnes, der tagsüber viele Stunden an seinem Bett saß. Er starb ganz friedlich, wie er allein im Zimmer war. Die Stationsschwester hat dem Sohn erklärt, das viele Sterbende erst gehen, wenn keiner der Angehörigen in der Nähe ist. Eben, weil das Sterben eine ganz intime Sache ist.


Und den Tipp von dir lieber Lehrling, mit dem Briefeschreiben, werde ich wohl auch irgendwann ausführen. Das Schreiben ist eine gute Idee. Nur habe ich es momentan vorgezogen, es in diesem Rahmen zu machen. Auch zu schreiben und einen Austausch zu suchen und zu finden.

Ich freue mich sehr, das einige von euch schon heute geantwortet haben zu diesem doch sehr schweren Thema und nicht damit erst schwanger gegangen sind.

LG
Kathi
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elm
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Beitrag von elm »

Kathi, ich finde es sehr wichtig und gut, dass Du dieses Thema angesprochen hast, denn es geht jeden an, früher oder später. Und wie gesagt, es ist ein Thema, dass man in unserer Gesellschaft eigentlich tabuisiert. Darüber reden, bringt denke ich sehr viel.

Als ich Lehrlings Kommentar las, viel mir noch eine wunderbare Begegnung ein, an die ich schon lange nicht mehr gedacht habe, obwohl es erst wenige Jahre her ist. In meinem Sozialen Jahr, das ich in Schottland mit Behinderten verbracht habe, gehörte es zu meinen Aufgaben, Pam zu pflegen. Sie brauchte mit am meisten Hilfe, von den Bewohnern meines Hauses. Und wie es immer so ist, die Menschen, mit denen man sich am meisten auseinandersetzt, vielleicht auch, weil sie nicht ganz einfach sind, die schließt man am meisten in sein Herz.

Pam starb für mich völlig unerwartet, anderthalb Jahre nach meiner Zeit mit ihr. Ich war in Deutschland, hatte nicht mal Zeit, micht wirklich von ihr zu verabschieden. Ich war völlig durch den Wind, und hatte etwa einen Monat nach der Todesnachricht einen seltsamen, kurzen aber wunderschönen Traum.
Ich stand in der Küche meines Hauses "Avalon" in Schottland, Pam kam auf mich zu und hat mich einfach umarmt. Eine Sache, die sie im Leben nie gemacht hat, obwohl sie eine sehr warme und liebe Person war. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich trösten wollte. Sie sah aus wie Pam, roch wie Pam und "sprach" wie Pam. Ich habe diesen Traum nie vergessen, ich denke sie wollte sich von mir verabschieden. Seit diesem Traum bin ich über ihen Tod nicht mehr traurig, durch sie habe ich mich von ihr verabschieden können. Ich bin ihr dafür sehr dankbar.

elm
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Beitrag von Lehrling »

Hallo Elm,
jetzt, wo ich das lese von deinem Traum von Pam, daß sie sich von dir verabschiedete, kribbelt es mir am Rücken und mir geht auf, daß vielleicht auch meine Träume von meinem Vater eine Gelegenheit waren, wo er sich verabschieden wollte. Da ich aber noch nicht so weit war und erst vieles verstehen lernen mußte, war die Chance zu früh; immerhin hat es später geklappt :-)

Du hast recht, jeder müßte sich viel mehr mit dem Thema Tod befassen.
Wenn es nicht mehr tabuisiert würde, ließen sich dann eigentlich noch so viele Krimis schreiben und verfilmen? Ich denke, gerade die Behandlung eines Tabuthemas gibt den Lesern/ Zuschauern den Nervenkitzel.

liebe Grüße
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Mickie

Beitrag von Mickie »

Das Thema bewegt mich seit Kathi es hier eingestellt hat und wie ich schon gestern im Chat sagte, bin ich mir beim Tod und Trauer nicht sicher was ich zu schreiben soll.
Und dennoch, die einzigen beiden Menschen die mir nahe waren und verstorben sind, waren meine Omas. Bei der ersten Oma überlief mir im Moment des Todes ein Schauer übern Rücken und mein Gedanke war, ja Oma es ist ok, machs gut. Ich bin dann zu meinen Eltern gefahren und habe die traditionelle kirchliche Trauerzeremonie miterlebt und konnte nicht viel damit anfangen, da für mich der Tod mit Erlösung stand und ich immer dachte, jo wenn ihr an einen Himmel glaubt ist Oma jetzt dort. Noch heute wenn ich an Oma denke schau ich in den Himmel und ein kurzes Zwiegespräch ein Lächeln und schön.
Meine andere Oma ist kurz vor der Geburt meines Kleinen gestorben, alle waren im Krankenhaus vor Ort, nur ich habe sie nicht mehr gesehen. Als die Verwandtschaft Totenwache hielt, spürte ich immer nur die Frage von meiner Oma, ob es ok ist, wenn sie geht ohne das ich sie nochmal sah. Ich weiss noch wie ich gedanklich ihre Hände nahm und sagte: Oma es ist ok, lass einfach los. Als sie dann den einen Morgen starb, wo alle Verwandten das Krankenzimmer verlassen hatten, empfand ich nur ein Danke von ihr, ich lächelte ihr zu und sagte Tschüß.
Beide male stimmten meine Gedanken zur Todesminute, jedesmal kam kurz drauf der Anruf und ich wusste es. Ich bin bis heute nicht am Grab meiner letzten Oma gewesen und weiss auch nicht was ich da soll und für mich ist es ok, ich geh lieber in den Wald auf eine Lichtung und schaue in den Himmel und geniess das Wissen sie sind gut aufgehoben.
Trauer ich jetzt falsch, verdränge ich nur? Fragen die mir manchmal durch den Kopf gehen und doch bin ich überzeugt, das wir mit dem Tod nur eine neue Ebene betreten, wie auch immer sie aussieht.
Wünschen tät ich mir, das die Menschen immer jemanden an der Seite haben, die mit einem durch die Trauer gehen, Trösten wo es not tut, begleiten, da sind und jeder seinen eigenen Weg mit dem Tod gehen darf.

Lieben Gruss Mickie
peterwup
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Beitrag von peterwup »

Ein wirklich schönes Thema hat Kathi hier wieder eröffnet!

Seit ca. 5 Jahren bin ich "Hospizhelfer" in einem Alten und Pflegeheim.
Sehr oft kommt es vor, dass Angehörige glauben, nicht in der Lage zu sein "ihren" Sterbenden auf den Weg ins Licht zu begleiten.
Ich sehe meine Aufgabe u.a. auch darin, zu versuchen sie zum Bleiben zu bewegen indem ich Ihnen von anderen Angehörigen erzähle, die im Anschluss sagten, wäre ich doch besser dabei geblieben.
Die meisten Menschen kannte ich nur wenige Wochen, manche nur wenige Tage - da fällt das Verabschieden dann nicht so schwer.
Bei meinen Begleitungen war aber auch eine Liebe Frau, die ich 5 Jahre lang begleiten durfte - bis zum "Biblischen" Alter von 101 Jahren und 7 Monaten.
Als ich den Anruf erhielt, dass sie wohl bald sterben würde, schwang ich mich ins Auto - kam aber doch ca. 10 Minuten zu spät.
Es war schön, sie völlig entspannt und auch ein wenig lächelnd in ihrem Bett liegen zu sehen.
Das Anschließende kann ich nur jedem Angehörigen empfehlen.
Zwei liebe Menschen vom Pflegepersonal machten sie sauber und ich konnte ihren Körper noch mit einer Creme - die sie sehr mochte-
eincremen und wir sprachen gemeinsam über das gemeinsam erlebte mit der Verstorbenen.
Anschließend zogen wir ihr ihre Lieblingssachen an, sprachen ein Gebet, steckten ihr noch eine Blume in die Hand und verabschiedeten uns.
Ich glaube, dass das Eincremen mir half den Tod der liebgewonnen Person besser zu be-greifen.
Nun habe ich doch mal wieder einen halben Roman geschrieben :lol:
Liebe Grüße
Peter
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Beitrag von Lehrling »

Mickie schrieb:

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Wünschen tät ich mir, das die Menschen immer jemanden an der Seite haben, die mit einem durch die Trauer gehen, Trösten wo es not tut, begleiten, da sind und jeder seinen eigenen Weg mit dem Tod gehen darf.
Ich kann wohl jemandem beistehen in der Trauer, Da-sein für Fragen, zum Zuhören usw., aber wie jemand trauert, das ist wieder sein ganz individueller Weg, den jeder finden muß.
und für viele, die sich nie mit dem Tod auseinandergesetzt haben und dann plötzlich damit konfrontiert sind, bieten dann die gesellschaftlichen Rituale eine Möglichkeit, Halt zu finden, wenn plötzlich der Boden unter den Füßen nachgibt.


liebe Grüße
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Mariechen
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Beitrag von Mariechen »

,...

Es ist schon ein paar Jahre her, ca. 5,5 Jahre, als ich Altenpflegeschülerin im Altenheim war.

Es war ein Abend, an dem eine Bewohnerin gestorben ist, im Beisein ihrer erwachsenen Enkelin, die sich die Schuld am Tod ihrer Oma gab, da sie - aus ihrer Sicht - im Moment kurz vor dem eintretenden Tod nicht mehr gehandelt bzw. geklingelt hat.

Die Situation an sich war sehr dramatisch. Selbst das auf diesem Wohnbereich diensthabende Pflegepersonal war erschrocken. Die Frau lag schon mehrere Tage im Sterben und es war zu erwarten, dass der Tod unmittelbar bevor stand. Trotzdem war es ein ständiges Auf- und Ab. Es war trotz allem eine sehr aufgewühlte, fast geschockte Situation, auch auf seiten des Pflegepersonals auf diesem Wohnbereich.

Nach dem Tod wurde die Bereitschaftsärztin gerufen. Das änderte alles,...

In dem Ort, wo das Heim steht, gibt es einen Arzt, der wenn er zu einem Todesfall gerufen wird, Schüler quasi "Sensationsgeil" mit ins Zimmer nimmt mit den Worten "Komm, ich zeig dir mal die Leichenflecken". Unglaublich (un-!!)menschlich und undwürdig.

Aber die besagte Ärztin war das genaue Gegenteil. Sie kam an, fragte, wie der Tod nun eingetreten sei und verbrachte mindestens eine Stunde mit der Verstorbenen und ihrer inzwischen eingetroffenen restlichen Familie.
Sie merkte die aufgewühlte, geschockte Reaktion, weil der Tod trotz Absehbarkeit total unerwartet für die Enkelin kam. Sie ging zur Wanduhr, nahm die Batterie aus der Wanduhr und erklärte der Familie, dass nun die Zeit für sie stehen bleiben würde, damit sie Zeit haben sich von ihr zu verabschieden. Dann öffnete sie das Fenster und sagte, dass man in vielen Glaubensrichtungen glaubt, dass die Seele des Verstorbenen zum Himmel aufsteigt und öffnete symbolisch das Fenster. Sie unterhielt sich mit den Angehörigen über Lebzeiten der Verstorbenen und nahm Hemmungen sie noch mal anzufassen und sich "richtig" von ihr zu verabschieden. Sie hat sich alle Zeit der Welt genommen. Das war so "schön" und so pietätvoll. Diese Ruhe, die sie damals in die Situation gebracht hat kann ich heute noch spüren, wenn ich daran denke. Alle Angst war gewichen, alle Schockiertheit, alle Aufgewühltheit. Das, was die Ärztin dort gemacht hat, habe ich in all den Jahren nie mehr gesehen und ist für mich der Inbegriff von Menschlichkeit in solch einer Situation.

Natürlich muss jetzt nicht jeder Arzt Batterien aus der Uhr nehmen und Fenster öffnen - ich meine das auf der symbolischen Ebene. Es gibt so viele Möglichkeiten Unerträgliches ein Stück erträglicher zu machen. Würden sie uns doch nur öfter einfallen!

Ich selbst habe Angst vor dem Tod, der Menschen, die mir Nahe sind. Große Angst vor dem Verlust, Angst in meiner Trauer allein gelassen zu werden. Auch wenn mir während meiner Ausbildung oder im Berufsalltag der Tod oft begegnet, ist er keineswegs "normal" und ich denke er wird es so schnell nicht werden. Natürlich kann Tod oft Erlösung sein. Aber ich finde es schwer damit umzugehen. Auf fachlicher Ebene gelingt es mir, da ich mich bemühe, auf privater Ebene "verdränge" ich oft.

Wie dem auch sei. Das oben erzählte Beispiel hilft mir doch sehr, wenn ich mich mit dem Thema Tod auseinander setzen muss. Es hatte etwas so ruhiges, beinahe "heiliges" (mir fehlt das passende Wort). Die Ärztin war vor diesem Beispiel und bis heute meine Hausärztin und sie reagiert in vielen Situationen so. Gerne würde ich von ihr lernen und das umsetzen können.


Liebe Kathi,

dir möchte ich ganz besonders danken. Ich bin oftmals stille Leserin deiner Wochenthemen. Du gibst so viel dadurch von dir preis und schreibst immer mit unglaublich viel Herz. An dieser Stelle möchte ich dir dafür mal danken :achtung: :D


Lieben Gruß,

Marie
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Lehrling
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Beitrag von Lehrling »

Gerade habe ich diesen Spruch zum Thema gefunden:

Du kannst Tränen vergießen, weil sie gegangen ist
oder Du kannst lächeln, weil sie gelebt hat.


ich verändere ihn aber, wie es mir zutreffender scheint:

Du kannst Tränen vergießen, weil sie gegangen ist
u n d Du kannst lächeln, weil sie gelebt hat.

liebe Grüße
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Carya Fee
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Beitrag von Carya Fee »

Hallo!

Als mein Schwiegeropa gestorben war ging ich mit in die Leichenhalle zur Aufbahrung. Ich war so sehr erschrocken über den Wandel eines lebenden Menschen zu einer leblose Hülle, dass ich zwei Wochen danach krank war. Seit dem habe ich keinen Toten mehr angesehen, nicht meine Oma und auch nicht meinen Opa. Meine Mutter hat für mich mit geguckt und sich verabschiedet. Ich wollte das nicht, aus Angst wieder so einen Absturz zu erleben.

Diese drei Menschen, die hinübergegangen sind, haben ihr Leben gelebt. Sie haben den Krieg miterlebt und sind alt geworden. Sie sind alle friedlich gestorben und schnell, es gab kein langes Leid. Deshalb konnte ich mich mit ihrem Tod gut arrangieren.
Sie fehlten mir zwar, doch sie konnten nicht ewig leben. Das ist der Lauf der Dinge, von dem ich weiß und den ich so annehmen kann.

Liebe Grüße,
Tanja
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