Familienaufstellung und 2. Weltkrieg

Tipps und Fragen zu Wegen der Gesundheit und des persönlichen Wachstums.

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simone
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Familienaufstellung und 2. Weltkrieg

Beitrag von simone »

Hallo,

hat einer von Euch vielleicht eine Ahnung, inwiefern es Auswirkungen des 2.Weltkrieges auf heutige Familiensysteme gibt?

Z.B. hat jemand mal eine Aufstellung gemacht, in der genau DAS Thema war?

Danke für ALLLE Infos,

Simone
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Feodora
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Beitrag von Feodora »

Hallo Simone!

Ich denke schon, daß es solche Auswirkungen gibt, so erschien es auch in einer Aufstellung, in der ich dabei war. Kann mich allerdings nicht mehr so genau erinnern, wie die Verstrickungen waren.
Was mir aber noch deutlich ist, ist die Aussage der Leiterin, daß alles bis zur Großelterngeneration (einschließlich) uns beeinflußt.

Viele Grüße, Feodora
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kleopatra
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Beitrag von kleopatra »

Hallo,
Ich habe schon in vielen Aufstellungen erlebt, daß unverarbeitete Kriegserlebnisse der Eltern- oder Großelterngeneration das heutige Familiensystem beeinflussen. Und es ist eher die Ausnahme als die Regel, daß diese oft schrecklichen Ereignisse bearbeitet wurden. Meist wurde alles verdrängt und es zeigt sich in der nachfolgenden Generation, daß jemand Probleme hat und sich das gar nicht erklären kann.
Viele Grüße
Anna
Zuletzt geändert von kleopatra am 10.11.2005, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
Das Lassen ist das Tun des Weisen
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Rica
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Beitrag von Rica »

Ich bin mir auch ganz sicher, dass Kriege Auswirkungen auf noch einige folgende Generationen haben, wenn die Traumata nicht bearbeitet wurden.

Beispiel aus meiner Familie:
Mein Vater stammt aus einer Bauernfamilie, Ostpreußen.
Auf der Flucht vor der Front war er 13 Jahre alt, heute ist er 74.
Die Milchkanne mit Schmalz, die er damals tragen musste, war bald leer. Der schwere Schulranzen, den er ebenfalls bei sich trug, enthielt nur Bücher, die man nicht essen konnte! Aber wurde doch gehofft, dass man in die Heimat zurückkehren kann, so dass diese wichtigen Utensilien mitmussten...
Eine Bauernfamilie, die sich selbst zu ernähren wusste und immer genug zu essen hatte, hat das Fehlen von Lebensmittel wohl doppelt schwer empfinden müssen...

Ein viertel Jahr musste er mit seiner Mutter bei Wind und Wetter per Pferd und Wagen und auch zu Fuß flüchten. Hunger und Angst waren ständige Begleiter. Das hinterlässt Spuren.

Mein Vater hat, so lange ich ihn kenne, starkes Übergewicht, kauft IMMER zuviele Lebensmittel ein, so dass der Kühlschrank immer gefüllt ist, als würde die komplette Verwandtschaft zum Essen einfallen. In ihm ist nach wie vor die übersteigerte Angst, dass morgen nichts mehr zu essen da sein könnte.
Und sowie er eine kleine Pause hat und ihn die innere Unruhe packt, findet man ihn am Kühlschrank, mit einem Messer an einer Wurst schneidend und essend.
Ist das Essen auf dem Tisch, kann er nicht schnell genug dabei sein, fängt an, bevor alle sitzen, schlingt und kann nicht genießen. Bleibt ein Rest im Topf, weil alle satt sind, schaufelt er sich diesen auch noch hinein, damit ja nichts umkommt.

Auf mich wirkte sich sein Verhalten in der Kindheit so aus, dass ich nie Appetit hatte. Er war immer schnell fertig, wenn ich grade mal ein wenig probiert hatte. Dann kam ich in Hektik, spürte seine ungeduldige Wartestellung - wollte er doch den Tisch verlassen, um sich zur Ruhe aufs Sofa zu legen...
Mir blieb das Essen im Halse stecken. Mein Magen krampfte. Ich war satt vom Zuschauen seiner Fresserei. *sorry, is aber nicht anders zu benennen*
Dann wurde ich genötigt, zu essen und nicht immer so zu trödeln. Oder gemeckert, weil ich nie aufaß. Die Mahlzeiten, besonders Mittagessen, waren meine ganze Kindheit hindurch ein Grauen für mich.

Als ich eine eigene Wohnung hatte, konnte ich besser essen, weil mein Vater nicht mehr mit an unserem Tisch saß und weil niemand verlangte, dass ich aufessen musste.
Nur in Gaststätten ging es mir immer schlecht, bis mir bewusst wurde, warum.
Die Teller kommen ja gefüllt auf den Tisch und sehen meist sehr voll aus. Das erschien mir ein unüberwindlicher Berg zu sein, der mich schon beim Anblick zum Würgen reizte. Dazu kam das Wissen, dass das Essen Geld kostet, und wenn ich die Hälfte zurückgehen lasse, wäre es schade drum bzw. ich hatte immer das Gefühl, den Kellner zu beleidigen, als wenn es mir nicht geschmeckt hat. Fühlte sich an wie innere Eltern-Instanz / Kontrolle.

Erst als mir das bewusst wurde und ich eine Hypnose-Therapie gemacht hatte, war meine Ess-Unlust geheilt.

Da diese Heilung erst einsetzte, als meine Kinder schon auf der Welt waren, hat sich mein "komisches" Essverhalten auf meine Tochter übertragen, die eine Zeitlang stark untergewichtig war und zur Aufbaukur geschickt wurde.
Sie konnte ihr Problem leider bislang noch nicht heilen.

Anhand unserer drei Generationen finde ich, ist deutlich zu sehen, welch lange Auswirkungen der Krieg haben kann, wenn die traumatisierte Person ihre Störung nicht bearbeitet.

Das lässt sich übertragen auf sämtliche abnormen Verhaltensmuster, die sich über Generationen hinweg "vererben". Immer so lange, bis einer in der Kette es schafft, das Muster zu erkennen und zu bearbeiten. Wenn man Glück hat, schafft es der nachfolgende Angehörige auch.
Meinem Vater kann ich hierbei leider nicht helfen.
[color=violet][b]Nur wer nicht ganz dicht ist, kann für alles offen sein. [/color][/b][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe20.gif[/img][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe26.gif[/img]
Kobi

Beitrag von Kobi »

Generationskonflikte gibt es wohl immer, solange Eltern nicht anfangen von ihren Kindern zu lernen, bzw. ihre Kinder lassen.

Ich glaube jedes Kind weiß im innern was natürlich und richtig ist, da braucht es keine Diktatur sondern ganz im gegenteil, die Freiheit, freie und gewissenhafte Entscheidungen überhaupt erst treffen zu dürfen ohne die Handlungen und Einstellungen diktiert zu bekommen, weil die Eltern glauben das sei richtig so.

Die Förderung der Potentiale und die Freiheit der individualität schließt die Diktatur und den Dogmatismus aus. Freiheit heisst aber auch eigenverantwortlich handeln, davor haben viele Angst, sie lassen sich lieber sagen was zu tun ist um die Schuld oder die Verantwortung anderen zuschreiben zu können.

Es hat sehr viel mit Angst zutun, gewissenhafte Entscheidungen überhaupt erst gar nicht treffen zu können, solange mir die Sichtweise diktiert wird. Das ist keine Förderung sondern Freiheitsberaubung.

Politik hat aber eh und je kein Vertrauen in die Welt und die Intelligenz jedes Individuums, sie glaubt die Dinge überall regeln zu müssen.

Aber wer von uns trifft schon freie Entscheidungen aus dem gewissen heraus, wird uns selbst als Erwachsene nicht etwas von den Medien vorgetäuscht, ein Weltbild, eine Einstellung suggeriert, ist das nicht auch eine Form der Diktatur?

lieben Gruß, Roland
Zuletzt geändert von Kobi am 11.11.2005, 20:24, insgesamt 2-mal geändert.
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May
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Beitrag von May »

Liebe Simone,
ich denke, man braucht keine Aufstellung, um diese Frage zu klären, sondern ein schlichtes Fragen der Eltern-/Großelterngeneration.
Ricas Posting ist dazu sehr aufschlußreich.
Natürlich wirkt sich das, was die Eltern-/Großelterngenerationen erlebten und erlitten, auf die nachfolgenden Generationen aus. Weil Muster geprägt werden, die weitergegeben werden - da man es nicht anders wußte.
Wenn Kinder zu Adolfs Zeiten lernten: deutsche Jungen/Mädel sind hart wie Kruppstahl - was glaubst Du, wie die auch als Erwachsene mit sich, ihren Schmerzen, ihrem Kummer umgehen? Und mit dem der eigenen Kinder?
Nur mal so, als Denk-Anstoß.
May
Wer es unternimmt, auf dem Gebiet der Wahrheit und Erkenntnis als Autorität aufzutreten, scheitert am Gelächter der Götter.

Albert Einstein, Aphorismen für Leo Baeck
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Feodora
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Beitrag von Feodora »

Hallo!
May hat geschrieben:ich denke, man braucht keine Aufstellung, um diese Frage zu klären, sondern ein schlichtes Fragen der Eltern-/Großelterngeneration.
Diese Gespräche können sicherlich so manches klären... Sie sind meines Erachtens nach auch eine gute Vorbereitung für eine Aufstellung. Das Problem dabei ist nur, daß erstens nicht jeder die Möglichkeit hat mit der Familie zu sprechen und daß es zweitens in vielen Familien Geheimnisse gibt, die auch bei so einem Gespräch nicht ans Licht kommen. Mit solchen Geheimnissen meine ich z.B. uneheliche Kinder oder Affären oder verschollene Partner oder (Selbst-)Morde oder auch nur Familienteile, die sich mit den Nazis identifizierten, die dies aber nicht zugeben möchten. Auch solche Konstellationen können in einer Aufstellung sichtbar oder spürbar werden. Und sie haben Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen!
Insofern glaube ich, daß eine gut angeleitete und betreute Aufstellung hilfreich sein kann.

Herzliche Grüße, Feodora
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simone
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Beitrag von simone »

hallo und viiiielen Dank für Eure Kommentare:)

Hat vielleicht jemand noch ein Beispiel wie das von Rica?

Muss nicht unbedingt etwas sein, das Ihr selbst erlebt habt.

1000-Dank
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selma
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Beitrag von selma »

Ich beobachte in der heutigen zeit das es sehr viel Demenz gibt. Parkinson oder Alzheimer, wie auch immer. Warum wohl? Wie gehen denn unsere Elter oder Großeltern mit dem Thema um, doch in der Hauptsache im verdrängen, sie können und wollen dies meist nicht mehr wissen. Das sind nun mal die Krankheiten der Nachkriegszeit.
Grüßle von Karin
"Sind wir nicht alle ein bischen Bluna!"
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Rica
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Beitrag von Rica »

Hallo Selma,
dass die von dir benannten Krankheiten komplett auf die Umgehensweise der Betroffenen mit ihren Traumata sind, möchte ich so pauschal nicht sagen, weil das nicht beweisbar ist. Aber ich stimme dir insofern zu, dass ich aus ganzheitlicher Sicht - Krankheit als Weg - Deine Aussage als einen berechtigten Ansatz für eine Begründung der Krankheit dazu finde.

Ich hab dazu auch noch eine eigene Ansicht aus nichtschulmedizinischer Sicht gewonnen:
Früher starben die Leute eher. Sie waren körperlich verbraucht vom Leben und Arbeiten.
Heute sind sie am Lebensende noch nicht körperlich verausgabt, es bleibt Zeit übrig, die zu füllen ist. Wer von ihnen hat das aber gelernt? Sie haben keine Vorbilder, nach denen sie sich richten können.

Dazu der Jugendwahn in unserer Gesellschaft. Da ist für viele Alte der Rückzug die einzige Lösung, die sie sehen. Auch bei meiner Arbeit in der Pflege sehe ich, wie motivierbar auch Demente noch sind. Allein an Zeit fehlt's... :roll:

Hallo Simone,
suchst du unbedingt Beispiele, die sich auf die Kriegs-Nachkriegs-Problematik bezieht oder suchst du auch Beispiele aus Familienmustern, die nichts mit dem Krieg zu tun haben?
Da fiele mir ein, dass es beobachtbar ist, dass Kinder aus geschiedenen Ehen auch oft nicht in der Lage sind, Paarbeziehungen aufrecht zu erhalten. Daraus folgen Shheidungen..., deren Kinder wiederum später...

Oki, ich höre jetzt auf. :zunge:

alles Liebe, Rica
[color=violet][b]Nur wer nicht ganz dicht ist, kann für alles offen sein. [/color][/b][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe20.gif[/img][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe26.gif[/img]
reikiflame
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Beitrag von reikiflame »

Denkt doch nur mal an die vielen Kriegsheimkehrer, die nach Jahren der Verschollenheit oder Gefangenschaft in Rußland nach Hause kamen und eine Frau vorfanden, die sich bereits einen neuen Lebenspartner gesucht hat. Was bedeutet das für die Betroffenen und haben sie immer offen über die Probleme geredet?
Ich will mit den Bäumen reden,
mit den Steinen fühlen,
den Himmel schützen,
die Erde heilen,
mit dem Kopf fühlen,
mit dem Herzen denken!!
Ronja

Beitrag von Ronja »

Hallo Simone,

erzähle doch mal ein wenig von Dir! :wink:

Du benutzt uns also für Deine Studienarbeit - siehe hier: http://www.reiki-land.de/reiki-forum/ft ... ht=#104161 Ich habe das Zitat hier rein kopiert, da der Thread in ein paar Tagen gelöscht wird. :zunge:

für eine Studienarbeit bräuchte ich Infos zu den Anfängen des Familienstellens /der systemischen Arbeit.

In diesem Zus.hang auch Namen von bedeutenden Vertretern - damals UND heute.
:kratz:
Was hat Dich dazu veranlasst das Thema als Studienarbeit zu nehmen?

Wie bist Du denn auf dieses Forum gekommen?

Ronja :shifty:
LittleRainbow
Reiki-Kerze
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Registriert: 26.01.2005, 22:16

Beitrag von LittleRainbow »

Was für ein Zufall -> habe mir letzte Woche das Buch "Was die Seele krank macht und was sie heilt Die psychotherapeutische Arbeit Bert Hellingers" von Thomas Schäfer gekauft

ISBN 3-426-87029-0
Knaur Taschenbuch Verlag

So weit ich weiß gibt es diverse Bücher zu diesem Thema...

Möcht mich Ronjas Fragen anschliessen :wink:
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