Aussuchen kann ich mir meine Freunde, meinen Partner, aber nicht meine Nachbarn. Das macht der Hausbesitzer/Vermieter. So kann ich nur darauf hoffen, daß die eine „gute Wahl treffen“.
Als ich meine erste Wohnung bezog, gab mir Mutti folgenden Rat mit auf den Weg: „Nachbarn sind sehr wichtig, aber kommt euch nie so nahe, daß ihr euch in die Töpfe gucken könnt.“ Na, so ganz konnte ich das nicht akzeptieren, die waren doch alle ganz nett und so wurde ein Geburtstag nach dem anderen miteinander gefeiert.
Dann kamen unsere Kinder auf die Welt und es war nicht mehr so ruhig bei uns im Haus. Kinder machen Lärm, hinterlassen stinkende Windeln, verteilen Sand und bemalen die Bordsteine mit Kreide.
Oh je, da mußte ich mir was anhören. Manche Menschen vergessen, daß sie auch mal „Kind“ waren.
Ja und dann kam noch dazu, daß die Nachbarn alle älter waren als wir.
Bei Feiern stimmte die ganze „Einstellung“ schon nicht mehr. Bei den Nachbarn geht es ruhig zu, jeder Gast bekommt seinen Sitzplatz am weiß gedeckten Tisch. Bei uns wird Party gefeiert, die letzten, die kommen, müssen auch schon mal auf der Treppe sitzend essen, die Musik ist fetzig und der Lärmpegel dementsprechend laut. Das paßte dann irgendwann nicht mehr mit den Gewohnheiten unserer Nachbarn überein.
So laden wir uns nur noch zu besonderen Anlässen ein und das ist auch gut so. Also Mutti's Rat befolgen, denn "Dann klappt's auch mit dem Nachbarn!"
Mittlerweile ist unsere Siedlung wieder „jünger geworden“. Junge Familien mit Kindern sind eingezogen. Da konnte sich meine Familie wieder ein bißchen neu orientieren.
Meine Nachbarn möchte ich aber nicht missen. Im Winter sieht man sich kaum, aber im Sommer stehen wir am Gartenzaun und schwatzen miteinander (nicht nur die Frauen, unsere Männer können das genauso gut), da gehen die Stauden von einem Garten zum anderen, die Kuchen, die noch vom Vortag übrig sind, werden rüber gereicht. Ich habe letztes Jahr viel Marmelade gekocht, die bekam der Nachbar ab zum Probieren. Sein Urteil: “Kathi, ich habe keinen Ausschlag davon bekommen, keinen Durchfall und Brechreiz. Kannst weiter kochen, bin ein guter Abnehmer.“ Reizend, danke Gustav!
Das gute am Nachbarn ist, das er schnell zu erreichen ist. Kann sein, das mir am Sonntag mal die Eier für den Kuchen fehlen. Oder er hat einen Vertikutierer und wir eine ganz große Leiter. So etwas wird dann getauscht. Ein schweres Möbelstück muß innerhalb des Hauses umgesetzt werden, dann heißt es: „Hallo Nachbar, kannst du mir bitte mal eben helfen.“
Und Nachbarn im Notfall zu haben, ist sowieso klasse! Ich stehe abends um 22 h mit dem PKW am Friedhof und der PKW springt nicht an. Gut, ich habe Männe angerufen, er ist zum Nachbarn gegangen, der holte sein Auto aus der Garage und brachte meinen Mann zu mir. Dafür gab‘s natürlich wieder ein Glas Marmelade.
Oder der Sohn von einer Nachbarin hat sich am Auge verletzt, die Eltern sind nicht da. Die Schwester klingelt bei mir an und ich fahr mit dem Kind zum Krankenhaus.
Ach ja, ihr wißt bestimmt, daß ein guter Nachbar mehr wert ist als eine Alarmanlage. Wenn hier einer in Urlaub fährt, sagt er Bescheid und rundherum wird aufgepaßt, einer leert den Briefkasten, gießt die Blumen und versorgt noch die Fische.
Vor vier Jahren kam eine Nachbarin an und fragte, ob ich für drei Wochen ihr Haus hüten würde, den Ficus begieße und „Goldi, den Goldhamster“ versorge. Klar, kein Problem für mich. Hat alles gut geklappt, aber Goldi mußte ich einschläfern lassen wegen Atemnot. Und dann auch noch im Garten bei den Nachbarn begraben. Das tat mir für die Kinder der Familie so leid. Gut, kann passieren. Im Jahr darauf habe ich wieder den Ficus begossen. Und anschließend eine Blume geschenkt bekommen. Ich habe mich gefreut.
Wie sieht eure Erfahrung mit euren Nachbarn aus?
Grüßt ihr euch nur oder kennt ihr euch näher?
Sind eure Nachbarn vielleicht eure Freunde?
Liebe Grüße
Kathi
