Thema der 18. KW: Auseinandersetzung
Verfasst: 07.05.2006, 19:21
Wenn unser Chorleiter einer Meinungsverschiedenheit mit den Mitgliedern der Kantorei aus dem Weg gehen will, kommt schon mal der Spruch:
§ 1: Der Chorleiter hat immer recht.
§ 2: sollte das mal nicht der Fall sein, tritt automatisch § 1 in Kraft.
Gut, kann ich hier mal so stehen lassen. Um sich mit einer Gruppe von 20 Leuten auseinander zu setzen, dazu gehört erst einmal Diplomatie, Kraft und viel Zeit. Und letzteres fehlt oft. Einerseits gibt’s dann Gelächter nach dem Spruch im Chor, aber auch Gemurmel, von denen z. B., die sich jetzt gerne austauschen möchten. Aber so zweimal im Jahr wird ein Termin festgesetzt, wo dann alles auf „Tisch kommt“. Das ist vollkommen ok. Und habe ich mal eine Meinungsverschiedenheit mit ihm, dann wird das sofort oder am Telefon geregelt.
Wie sah es im Berufsleben bei mir aus? Ich kam in einen neuen Betrieb (Verwaltung einer Einzelhandelskette) und war als Sekretärin für einen Chef mit 3 Mitarbeitern zuständig. Meine Vorgängerin hat es nie gestört, wenn alle 4 Männer gleichzeitig die Büros verließen und keine Nachricht hinterlassen haben, in welcher Filiale sie sich gerade aufhielten und davon gab es 35. Mich schon! Da kamen Anrufe von Filialleitern, die dringend den Chef zu sprechen wünschten oder einen der Mitarbeiter und zwar dringend, sofort, wenn möglich, schon gestern. War vor 20 Jahren, da war die Handyzeit noch nicht angebrochen. Es hat mich ständig geärgert, daß ich wie blöd am Telefon hing, um meine „Leute zu suchen“.
Auf mein vorsichtiges Anfragen hin, ob es nicht mal möglich wäre, daß sich die Herren der Schöpfung abmelden und eine Mitteilung auf meinen Block kritzeln: “Herr M. ist in Filiale 3, Herr X ist in Filiale 20 usw. erntete ich nur Schulterzucken.
Dann kam der Tag X. Ich hatte einen wichtigen Vertrag bis zum Postausgang fertig zu machen, die Männer waren wieder aller vier außer Haus. Und es kamen wieder Anrufe rein, die wichtig waren: In einer Filiale hatte es gebrannt, in einer Filiale waren die Kühltruhen ausgefallen. Vor lauter „Hinterher telefonieren, sprich Chefsuche“ kam ich nicht zu meiner Arbeit. Als die Männer dann mal wieder im Büro auftauchten und ich auch noch einen Anpfiff von meinem Chef bekam, weil der Vertrag noch nicht fertig war, bin ich explodiert.
Erst bin ich ins Büro meines Chefs gegangen und habe ihm gesagt, daß ich so nicht vernünftig arbeiten kann und es ja eine Kleinigkeit wäre, daß er sich bei mir abmeldet, sprich einen Zettel auf den Schreibtisch legt. Dann habe ich die Türe zum Nebenzimmer aufgerissen, wo die anderen drei Männer schon mit gespitzten Ohren saßen und habe denen noch einmal das gleiche um die „Ohren gehauen“. Dann bin ich zurück in mein Büro.
Ab da an hatte ich ein „wunderbares Arbeiten“. Es gab in meiner beruflichen Laufbahn nicht Schöneres, als mit diesen „meinen vier Männern“ zusammen zu arbeiten.
Hätte ich diese Auseinandersetzung nicht gesucht, wäre ich bei dieser Firma nicht so glücklich gewesen. Und es ist ja gut ausgegangen und das auch noch in der Probezeit. Ob so etwas noch in der heutigen Zeit möglich wäre, weiß ich nicht. Jeder ist ja froh, einen Arbeitsplatz zu haben.
Wie sieht es hier zu Hause aus? Zwei Kids im Alter von 17 und 19 Jahren, die ja so ihre eigene Meinung haben und ich, die meine, als Elternteil habe ich öfter recht als die Kinder.
Hier donnert es öfter zwischen den Kids und mir. Kurz und heftig, manchmal laut und lärmend (sprich Türen knallend), dann wird darüber gesprochen, dann beruhigt sich die Sache.
Wir hatten jetzt unsere 1. Familienratssitzung mit allen 4 Familienmitgliedern, die zukünftig jeden Monat durchgeführt wird. Es stellte sich heraus, daß bei uns einiges „schief lief“. Und noch leben die Kids bei uns, und mit 4 (fast) Erwachsenen zusammen zu leben, ist manchmal eine Gratwanderung. Da können wir Erwachsenen nicht nur immer bestimmen, da muß das „miteinander leben“ auch irgendwie aufeinander abgestimmt sein. Da müssen klare Linien gezogen werden. Und wenn‘s mal schief geht, muß darüber gesprochen werden.
Eine Auseinandersetzung gehört zu unserem Leben einfach dazu. Wie heißt es, nur „Sprechenden Menschen kann geholfen werden“. Klingt irgendwie blöd, denke mir aber, da ist ein Körnchen Wahrheit schon drin.
Eine Auseinandersetzung tut auch meistens einem weh, aber sollen wir deshalb immer „die Faust in die Tasche stecken“. Schon wieder so ein Spruch.
Und eine Auseinandersetzung kann wie ein reinigendes Gewitter sein mit anschließendem Sonnenschein.
Und wer die Auseinandersetzung scheut mit Freunden, Eltern, Kindern, der frißt doch dann ständig irgendwas in sich hinein, oder „lügt sich einen in die Tasche“. Und wird dann vielleicht krank??
Und kann es sein, daß Männer, mal ganz vorsichtig nachgefragt, Konflikte mehr scheuen als Frauen?
Und die Auseinandersetzung mit uns selber, mit unserem eigentlichen „Ich“. Wann ist die dran? Verschließen wir davor nicht lieber die Augen? Ich denke mal, es weiß ein jeder von uns, daß die Auseinandersetzung mit uns ein sehr schwerer Weg ist.
Und wie sehen eure "Auseinandersetzungen"? aus.
Habt ihr überhaupt welche, steckt ihr vielleicht lieber die Faust in die Tasche oder haut ihr schon mal auf den Tisch?
Oder geht ihr der Bequemlichheit halber lieber "den untersten Weg".
Stimmt es, daß Männer eher Auseinandersetzungen scheuen, vielleicht weil es bequemer ist und auch "irgendwie so läuft"?
Liebe Grüße
Kathi
§ 1: Der Chorleiter hat immer recht.
§ 2: sollte das mal nicht der Fall sein, tritt automatisch § 1 in Kraft.
Gut, kann ich hier mal so stehen lassen. Um sich mit einer Gruppe von 20 Leuten auseinander zu setzen, dazu gehört erst einmal Diplomatie, Kraft und viel Zeit. Und letzteres fehlt oft. Einerseits gibt’s dann Gelächter nach dem Spruch im Chor, aber auch Gemurmel, von denen z. B., die sich jetzt gerne austauschen möchten. Aber so zweimal im Jahr wird ein Termin festgesetzt, wo dann alles auf „Tisch kommt“. Das ist vollkommen ok. Und habe ich mal eine Meinungsverschiedenheit mit ihm, dann wird das sofort oder am Telefon geregelt.
Wie sah es im Berufsleben bei mir aus? Ich kam in einen neuen Betrieb (Verwaltung einer Einzelhandelskette) und war als Sekretärin für einen Chef mit 3 Mitarbeitern zuständig. Meine Vorgängerin hat es nie gestört, wenn alle 4 Männer gleichzeitig die Büros verließen und keine Nachricht hinterlassen haben, in welcher Filiale sie sich gerade aufhielten und davon gab es 35. Mich schon! Da kamen Anrufe von Filialleitern, die dringend den Chef zu sprechen wünschten oder einen der Mitarbeiter und zwar dringend, sofort, wenn möglich, schon gestern. War vor 20 Jahren, da war die Handyzeit noch nicht angebrochen. Es hat mich ständig geärgert, daß ich wie blöd am Telefon hing, um meine „Leute zu suchen“.
Auf mein vorsichtiges Anfragen hin, ob es nicht mal möglich wäre, daß sich die Herren der Schöpfung abmelden und eine Mitteilung auf meinen Block kritzeln: “Herr M. ist in Filiale 3, Herr X ist in Filiale 20 usw. erntete ich nur Schulterzucken.
Dann kam der Tag X. Ich hatte einen wichtigen Vertrag bis zum Postausgang fertig zu machen, die Männer waren wieder aller vier außer Haus. Und es kamen wieder Anrufe rein, die wichtig waren: In einer Filiale hatte es gebrannt, in einer Filiale waren die Kühltruhen ausgefallen. Vor lauter „Hinterher telefonieren, sprich Chefsuche“ kam ich nicht zu meiner Arbeit. Als die Männer dann mal wieder im Büro auftauchten und ich auch noch einen Anpfiff von meinem Chef bekam, weil der Vertrag noch nicht fertig war, bin ich explodiert.
Erst bin ich ins Büro meines Chefs gegangen und habe ihm gesagt, daß ich so nicht vernünftig arbeiten kann und es ja eine Kleinigkeit wäre, daß er sich bei mir abmeldet, sprich einen Zettel auf den Schreibtisch legt. Dann habe ich die Türe zum Nebenzimmer aufgerissen, wo die anderen drei Männer schon mit gespitzten Ohren saßen und habe denen noch einmal das gleiche um die „Ohren gehauen“. Dann bin ich zurück in mein Büro.
Ab da an hatte ich ein „wunderbares Arbeiten“. Es gab in meiner beruflichen Laufbahn nicht Schöneres, als mit diesen „meinen vier Männern“ zusammen zu arbeiten.
Hätte ich diese Auseinandersetzung nicht gesucht, wäre ich bei dieser Firma nicht so glücklich gewesen. Und es ist ja gut ausgegangen und das auch noch in der Probezeit. Ob so etwas noch in der heutigen Zeit möglich wäre, weiß ich nicht. Jeder ist ja froh, einen Arbeitsplatz zu haben.
Wie sieht es hier zu Hause aus? Zwei Kids im Alter von 17 und 19 Jahren, die ja so ihre eigene Meinung haben und ich, die meine, als Elternteil habe ich öfter recht als die Kinder.
Hier donnert es öfter zwischen den Kids und mir. Kurz und heftig, manchmal laut und lärmend (sprich Türen knallend), dann wird darüber gesprochen, dann beruhigt sich die Sache.
Wir hatten jetzt unsere 1. Familienratssitzung mit allen 4 Familienmitgliedern, die zukünftig jeden Monat durchgeführt wird. Es stellte sich heraus, daß bei uns einiges „schief lief“. Und noch leben die Kids bei uns, und mit 4 (fast) Erwachsenen zusammen zu leben, ist manchmal eine Gratwanderung. Da können wir Erwachsenen nicht nur immer bestimmen, da muß das „miteinander leben“ auch irgendwie aufeinander abgestimmt sein. Da müssen klare Linien gezogen werden. Und wenn‘s mal schief geht, muß darüber gesprochen werden.
Eine Auseinandersetzung gehört zu unserem Leben einfach dazu. Wie heißt es, nur „Sprechenden Menschen kann geholfen werden“. Klingt irgendwie blöd, denke mir aber, da ist ein Körnchen Wahrheit schon drin.
Eine Auseinandersetzung tut auch meistens einem weh, aber sollen wir deshalb immer „die Faust in die Tasche stecken“. Schon wieder so ein Spruch.
Und eine Auseinandersetzung kann wie ein reinigendes Gewitter sein mit anschließendem Sonnenschein.
Und wer die Auseinandersetzung scheut mit Freunden, Eltern, Kindern, der frißt doch dann ständig irgendwas in sich hinein, oder „lügt sich einen in die Tasche“. Und wird dann vielleicht krank??
Und kann es sein, daß Männer, mal ganz vorsichtig nachgefragt, Konflikte mehr scheuen als Frauen?
Und die Auseinandersetzung mit uns selber, mit unserem eigentlichen „Ich“. Wann ist die dran? Verschließen wir davor nicht lieber die Augen? Ich denke mal, es weiß ein jeder von uns, daß die Auseinandersetzung mit uns ein sehr schwerer Weg ist.
Und wie sehen eure "Auseinandersetzungen"? aus.
Habt ihr überhaupt welche, steckt ihr vielleicht lieber die Faust in die Tasche oder haut ihr schon mal auf den Tisch?
Oder geht ihr der Bequemlichheit halber lieber "den untersten Weg".
Stimmt es, daß Männer eher Auseinandersetzungen scheuen, vielleicht weil es bequemer ist und auch "irgendwie so läuft"?
Liebe Grüße
Kathi