Thema der 14. KW: Man darf nicht vergessen ...
Verfasst: 03.04.2006, 08:36
Ich möchte euch gerne von meinem Besuch in den Konzentrationslagern Auschwitz / Birkenau berichten.
Im April 2004 habe ich mich mit 24 anderen Jugendlichen auf den Weg gemacht nach Oswiecim / Auschwitz.
Einige werden sich vielleicht fragen, warum ich diese Reise gemacht habe.
Hier ist ein Erklärungsversuch: Ich habe in der Schule viel über den Nationalsozialismus und die Tötung der Juden gelesen und erfahren, dennoch kam für mich immer wieder die Frage auf „Warum musste dies geschehen“ und um für mich eine Antwort zu finden, habe ich diese Reise gemacht.
Nach 19 Stunden Busfahrt sind wir in der internationalen Jugendbegegnungsstätte Ausschwitz angekommen.
Die Jugendbegegnungsstätte liegt 1200 Meter vom Stammlager Ausschwitz I entfernt, etwa 2,5 km von Birkenau. Sie existiert dort seit Herbst 1986 und wurde von der Aktion Sühnezeichen/ Friedensdienste erbaut. Aufgabe dieser Jugendbegegnungsstätte ist es, junge Menschen aus aller Welt, die Auschwitz besuchen, aufzunehmen und ihnen die Gelegenheit zu geben, auf dem Hintergrund von Geschichte die brennenden Fragen nach Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern zu diskutieren und sich auszutauschen. Denn ohne Geschichtsbewußtsein, das auch das Wissen um Auschwitz einschließt, ist Dienst am Frieden nicht möglich.
Nachdem wir die erste Nacht in der Jugendbegegnungsstätte verbracht hatten (es war ein komisches Gefühl, ich musste immer daran denken, das das KZ nur 1.2 Kilometer entfernt war), machten wir uns am nächsten morgen auf den Weg zum Stammlager Auschwitz. An dem Tag schien die Sonne und die Vögel zwitscherten (was für eine verkehrte Welt, habe ich mir gedacht, wir werden gleich den Ort unvorstellbarer Grauens betreten und die Sonne scheint.)
Was als erstes auffiel, als wir den Vorplatz des Stammlagers betraten, waren die vielen Menschen, die dort ins Stammlager gingen. Ich dachte mir, es gibt noch Menschen, die nicht einfach nur vergessen wollen, sondern sich wie wir mit diesem Thema auseinander setzen.
Als wir zum Eingang gingen fiel natürlich der Schriftzug „Arbeit macht Frei“ auf.
Dieser Schriftzug strotzt nur so vor Zynismus, denn jeder, der das Stammlager früher als Häftling betreten hatte, wusste, das es nur einen Weg aus dem Stammlager und in die Freiheit gab, nämlich durch den Kamin.
Nachdem wir das Tor hinter uns gelassen hatten, kamen wir zu den ersten Baracken. Es war kaum vorstellbar, das dort in den Baracken Menschen gequält worden oder gar umgebracht worden sind. Im Sonnenschein sah alles so friedlich aus. Als ich auf den
Boden sah, versuchte ich mir begreifliche zu machen, wieviel tausend Menschen schon vor mir dort entlang gegangen sind. „ Es ist unbegreiflich“.
Die Baracken der Häftlinge sind heute Informationsstätten, in einem Haus gibt es heute eine Vitrine mit lauter Menschenhaar oder ein Schaukasten, der so groß wie ein Klassenzimmer ist, gefüllt mit Kämmen und Bürsten. Als ich vor diesen Vitrinen stand, merkte ich, wie es mir kalt den Rücken runter lief.
Das schlimmste für mich war der Besuch in der Gaskammer, in der mehr als 5.000 Menschen täglich vergast und im Krematorium verbrannt wurden.
Mir schossen bei diesem Gedanken die Tränen in den Augen.
Am Nachmittag diesen Tages konnten wir noch einmal mit einer kleinen Gruppen das Lager besuchen. Dort habe eine Freundin und ich unfassbares gesehen. „Ein Schwimmbecken“ mitten im Konzentrationslager. Sogar mit Sprungbrett. Im Hauptlager Auschwitz I gab es tatsächlich ein zu einem Schwimmbecken umgebautes Wasserreservoir, das vom Lagerpersonal genutzt wurde. Zur Unterhaltung der SS gab es außerdem ein aus Insassen rekrutiertes Lagerorchester sowie ein Bordell.
Was ich gefühlt habe als ich das Schwimmbecken sah, kann man nicht mit Worten ausdrücken.
Am dritten Tag in Auschwitz haben wir das große Lager in Birkenau besichtigt.
Es ist unvorstellbar groß, selbst vom Turm aus ist es beinahe unmöglich, das gesamte Lager zu überblicken: 175 ha ...
Baracken in Reih' und Glied, in jeder Baracke 700 Häftlinge oder ab und zu sogar noch mehr. Das wäre eine Schule ... - insgesamt sind es über 300 Baracken, also 300 Schulen; 100.000 Häftlinge.
Hier in Birkenau enden die (von anderen Häftlingen gelegten) Bahngleise -Endstation.
Gleich auf der Bahnrampe wurde selektiert: Arbeitsunfähige, d.h. Kranke, Alte, Schwache und Kinder kommen gleich in die Gaskammern, der Rest darf noch solange leben, wie er arbeiten kann.
Wir beschreiten das Gelände; es ist unvorstellbar, was hier vor knapp 60 Jahren geschehen ist.
Jetzt steht zwischen den Baracken Gras, die Sonne scheint , ab und an stehen ordentliche Informationstafeln - es kommt mir vor, als habe die Zeit die Spuren verwischt; es ist beinahe friedlich. Wir sehen sogar Rehe, die zwischen den Baracken und Ruinen hin und her laufen und grasen.
Wir sehen uns die Baracken an, in denen die Häftlinge leben mussten und sind schockiert. Drei Stockbetten übereinander, in jedem Bett mussten bis zu 7 Gefangene schlafen. Unvorstellbare Enge.
Wir kommen zu der Baracke, in der sich die Gefangenen waschen konnten, eine lange Rinne für das Notwendigste. Doch sie war für zu viele Menschen, die Zeit war zu knapp und es mangelte an Wasser. Selbst die Latrinen durften nur einmal am Tag, morgens, für 2 Minuten benutzt werden. Andernfalls kam der Oberhäftling und schlug mit dem Stock auf diese Leute ein. Diese Leute, die die gleiche Herkunft hatten...
Wir schauten uns auch die Kinder-Baracke an. Sie ist so aufgebaut wie die anderen, dennoch unterscheidet sie sich von ihnen. An einer Wand ist ein Bild gemalt mit Kindern die spielen. Man mag es sich nicht vorstellen, wie es für die Kinder in Auschwitz gewesen sein muss.
Nachdem wir die Kinderbaracke verlassen haben, machten wir einen Kreuzgang durch das Lager. Das heißt wir sind 2 Stunden schweigend durch das Lager gegangen und haben die Eindrücke auf uns wirken lassen. Da außer uns kein anderer dort war, herrschte auf dem Feld eine gespenstische Stille.
Um so intensiver war dieses Erlebnis, man konnte seinen eigenen Gedanken nachhängen und hatte Zeit, das Gesehene zu verarbeiten.
Ich bin froh, das ich diese Erfahrung des Kreuzganges machen durfte.
Zum Schluss gingen wir zu einem Platz, auf dem Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen standen, auf einer dieser Tafeln steht:
Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas."Auschwitz - Birkenau 1940 - 1945
Auschwitz und Birkenau sollen für uns alle eine Mahnung sein. Nie wieder soll es zu so etwas kommen. Wir alle können mithelfen, in dem wir nicht vergessen, was vor 60 Jahren in Auschwitz passiert ist.
Euer Reikigirl
Im April 2004 habe ich mich mit 24 anderen Jugendlichen auf den Weg gemacht nach Oswiecim / Auschwitz.
Einige werden sich vielleicht fragen, warum ich diese Reise gemacht habe.
Hier ist ein Erklärungsversuch: Ich habe in der Schule viel über den Nationalsozialismus und die Tötung der Juden gelesen und erfahren, dennoch kam für mich immer wieder die Frage auf „Warum musste dies geschehen“ und um für mich eine Antwort zu finden, habe ich diese Reise gemacht.
Nach 19 Stunden Busfahrt sind wir in der internationalen Jugendbegegnungsstätte Ausschwitz angekommen.
Die Jugendbegegnungsstätte liegt 1200 Meter vom Stammlager Ausschwitz I entfernt, etwa 2,5 km von Birkenau. Sie existiert dort seit Herbst 1986 und wurde von der Aktion Sühnezeichen/ Friedensdienste erbaut. Aufgabe dieser Jugendbegegnungsstätte ist es, junge Menschen aus aller Welt, die Auschwitz besuchen, aufzunehmen und ihnen die Gelegenheit zu geben, auf dem Hintergrund von Geschichte die brennenden Fragen nach Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern zu diskutieren und sich auszutauschen. Denn ohne Geschichtsbewußtsein, das auch das Wissen um Auschwitz einschließt, ist Dienst am Frieden nicht möglich.
Nachdem wir die erste Nacht in der Jugendbegegnungsstätte verbracht hatten (es war ein komisches Gefühl, ich musste immer daran denken, das das KZ nur 1.2 Kilometer entfernt war), machten wir uns am nächsten morgen auf den Weg zum Stammlager Auschwitz. An dem Tag schien die Sonne und die Vögel zwitscherten (was für eine verkehrte Welt, habe ich mir gedacht, wir werden gleich den Ort unvorstellbarer Grauens betreten und die Sonne scheint.)
Was als erstes auffiel, als wir den Vorplatz des Stammlagers betraten, waren die vielen Menschen, die dort ins Stammlager gingen. Ich dachte mir, es gibt noch Menschen, die nicht einfach nur vergessen wollen, sondern sich wie wir mit diesem Thema auseinander setzen.
Als wir zum Eingang gingen fiel natürlich der Schriftzug „Arbeit macht Frei“ auf.
Dieser Schriftzug strotzt nur so vor Zynismus, denn jeder, der das Stammlager früher als Häftling betreten hatte, wusste, das es nur einen Weg aus dem Stammlager und in die Freiheit gab, nämlich durch den Kamin.
Nachdem wir das Tor hinter uns gelassen hatten, kamen wir zu den ersten Baracken. Es war kaum vorstellbar, das dort in den Baracken Menschen gequält worden oder gar umgebracht worden sind. Im Sonnenschein sah alles so friedlich aus. Als ich auf den
Boden sah, versuchte ich mir begreifliche zu machen, wieviel tausend Menschen schon vor mir dort entlang gegangen sind. „ Es ist unbegreiflich“.
Die Baracken der Häftlinge sind heute Informationsstätten, in einem Haus gibt es heute eine Vitrine mit lauter Menschenhaar oder ein Schaukasten, der so groß wie ein Klassenzimmer ist, gefüllt mit Kämmen und Bürsten. Als ich vor diesen Vitrinen stand, merkte ich, wie es mir kalt den Rücken runter lief.
Das schlimmste für mich war der Besuch in der Gaskammer, in der mehr als 5.000 Menschen täglich vergast und im Krematorium verbrannt wurden.
Mir schossen bei diesem Gedanken die Tränen in den Augen.
Am Nachmittag diesen Tages konnten wir noch einmal mit einer kleinen Gruppen das Lager besuchen. Dort habe eine Freundin und ich unfassbares gesehen. „Ein Schwimmbecken“ mitten im Konzentrationslager. Sogar mit Sprungbrett. Im Hauptlager Auschwitz I gab es tatsächlich ein zu einem Schwimmbecken umgebautes Wasserreservoir, das vom Lagerpersonal genutzt wurde. Zur Unterhaltung der SS gab es außerdem ein aus Insassen rekrutiertes Lagerorchester sowie ein Bordell.
Was ich gefühlt habe als ich das Schwimmbecken sah, kann man nicht mit Worten ausdrücken.
Am dritten Tag in Auschwitz haben wir das große Lager in Birkenau besichtigt.
Es ist unvorstellbar groß, selbst vom Turm aus ist es beinahe unmöglich, das gesamte Lager zu überblicken: 175 ha ...
Baracken in Reih' und Glied, in jeder Baracke 700 Häftlinge oder ab und zu sogar noch mehr. Das wäre eine Schule ... - insgesamt sind es über 300 Baracken, also 300 Schulen; 100.000 Häftlinge.
Hier in Birkenau enden die (von anderen Häftlingen gelegten) Bahngleise -Endstation.
Gleich auf der Bahnrampe wurde selektiert: Arbeitsunfähige, d.h. Kranke, Alte, Schwache und Kinder kommen gleich in die Gaskammern, der Rest darf noch solange leben, wie er arbeiten kann.
Wir beschreiten das Gelände; es ist unvorstellbar, was hier vor knapp 60 Jahren geschehen ist.
Jetzt steht zwischen den Baracken Gras, die Sonne scheint , ab und an stehen ordentliche Informationstafeln - es kommt mir vor, als habe die Zeit die Spuren verwischt; es ist beinahe friedlich. Wir sehen sogar Rehe, die zwischen den Baracken und Ruinen hin und her laufen und grasen.
Wir sehen uns die Baracken an, in denen die Häftlinge leben mussten und sind schockiert. Drei Stockbetten übereinander, in jedem Bett mussten bis zu 7 Gefangene schlafen. Unvorstellbare Enge.
Wir kommen zu der Baracke, in der sich die Gefangenen waschen konnten, eine lange Rinne für das Notwendigste. Doch sie war für zu viele Menschen, die Zeit war zu knapp und es mangelte an Wasser. Selbst die Latrinen durften nur einmal am Tag, morgens, für 2 Minuten benutzt werden. Andernfalls kam der Oberhäftling und schlug mit dem Stock auf diese Leute ein. Diese Leute, die die gleiche Herkunft hatten...
Wir schauten uns auch die Kinder-Baracke an. Sie ist so aufgebaut wie die anderen, dennoch unterscheidet sie sich von ihnen. An einer Wand ist ein Bild gemalt mit Kindern die spielen. Man mag es sich nicht vorstellen, wie es für die Kinder in Auschwitz gewesen sein muss.
Nachdem wir die Kinderbaracke verlassen haben, machten wir einen Kreuzgang durch das Lager. Das heißt wir sind 2 Stunden schweigend durch das Lager gegangen und haben die Eindrücke auf uns wirken lassen. Da außer uns kein anderer dort war, herrschte auf dem Feld eine gespenstische Stille.
Um so intensiver war dieses Erlebnis, man konnte seinen eigenen Gedanken nachhängen und hatte Zeit, das Gesehene zu verarbeiten.
Ich bin froh, das ich diese Erfahrung des Kreuzganges machen durfte.
Zum Schluss gingen wir zu einem Platz, auf dem Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen standen, auf einer dieser Tafeln steht:
Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas."Auschwitz - Birkenau 1940 - 1945
Auschwitz und Birkenau sollen für uns alle eine Mahnung sein. Nie wieder soll es zu so etwas kommen. Wir alle können mithelfen, in dem wir nicht vergessen, was vor 60 Jahren in Auschwitz passiert ist.
Euer Reikigirl