Thema der 6. KW: Armut in Familien vor der eigenen Haustür

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Elvira
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Thema der 6. KW: Armut in Familien vor der eigenen Haustür

Beitrag von Elvira »

Weihnachten ist längst vorbei, die selbstgemachten Plätzchen sind aufgegessen, die Geschenke weggepackt und die Gutscheine eingelöst. Wie jedes Jahr und doch ein bißchen anders!
Wie jedes Jahr machten wir uns auch im vergangenen Dezember wieder über Geldspenden Gedanken. Wen wollten wir dieses Mal „beglücken“: Friedensdorf Oberhausen, Aktion Lichtblicke (eine Spendenaktion der lokalen Radiosender in NRW für notleidende Familien) oder für „Aktion Mensch“, wo wir evtl. auch Glück haben könnten, das für uns dabei etwas abfiel???? Das Geld für die Spenden kommt bei uns meist zusammen, weil ich mal wieder irgendein Möbelstück oder irgend etwas anderes über die Zeitung „vertrödel“.

Bei einem Gottesdienst im November rief unsere Gemeindeschwester zu einer Kollekte auf für einen behinderten jungen Mann in der Gemeinde, der dringend neue Winterschuhe (Spezialschuhe für seine Behinderung) benötigte und sich aber die hohe Zuzahlung nicht ganz leisten konnte. An einem anderen Sonntag erzählte sie uns von einem Ehepaar, wo beide schwer krank sind, das dort der Kühlschrank am Monatsende leer ist, weil die Rente 1,50 € zu hoch ist, so das ihnen gewisse Zuzahlungen nicht zustehen.

Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit in der Gemeinde komme ich auch oft mit unserem Familien- und Jugendleiter zusammen. Der erzählte mir, das unsere Gemeinde einmal in der Woche kostenlos eine Hausaufgabenhilfe für 3 Stunden anbietet. Dies findet in der Zeit von 14-17 Uhr statt.
Es gibt Kinder, die kommen mit knurrendem Magen völlig ausgehungert und durstig dort hin. Auf Nachfrage der Betreuer kam heraus, das es tatsächlich Kinder gibt, die nichts mit zur Schule bekommen und mit leerem Magen aus dem Haus geschickt werden und die dann Glück haben, wenn es abends etwas Warmes zu essen gibt. Die Gruppen, die unsere kirchlichen Räumlichkeiten umsonst nutzen, sorgten dann dafür, das diese „Kasse“ gefüllt wurde. So kann den Kindern mal ein Eierpfannkuchen, Obst und was zu trinken vorgesetzt werden, bevor es an die Hausaufgaben geht.

Dann erfuhr ich durch die Gemeindeschwester im Dezember, das es mehrere Familien mit Kindern in unserer Gemeinde gibt, wo es nicht mal einen Schoko-Nikolaus für die Kindern gibt, geschweige denn ein kleines Geschenk, weil die Armut da so groß ist durch Krankheit, Arbeitslosigkeit u. ä.

Wir haben uns dafür entschieden, einer Familie in unserer Gemeinde die jährliche Geldspende zu geben. Anonym über die Gemeindeschwester, die den Geldumschlag von uns mit einer großen Lebkuchenpackung abgegeben hat und uns zwei Tage später mitteilte, das sich die Familie riesig gefreut hat. Warum für „den großen Unbekannten“ spenden, noch eine absetzbare Spendenquittung einsacken, wenn die Armut direkt vor der Haustür steht!!!

- Wie sieht es bei Euch im Umfeld mit der Armut aus?
- Nehmt ihr das überhaupt wahr und macht euch Gedanken darüber?
- Oder guckt ihr weg und denkt, das ist Sache des Staates/der Stadt?
- Spendet ihr Geld/Kleidung/Möbel oder seid ihr in irgendeiner Weise aktiv, um zu helfen?
- Wenn ihr Geld spendet, habt ihr euch das irgendwie „dafür“ zusammengespart oder nehmt es locker aus der Tasche?

(Die Auflistung ist nur beispielhaft und als Anregung gedacht).

Liebe Grüße
Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
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Christian

Beitrag von Christian »

ich seh die sache ja eher unsentimental, nämlich politisch.
kniefälle vor der sogenannten globalisierung sind zum alleinseligmachenden dogma erhoben worden. verarmung ist die konsequenz.
und das lässt sich nicht durch mildtätigkeit beseitigen.
das findet ja sogar "unser" benedikt, der nun wirklich nicht im ruf eines sozialrevolutionärs steht.
so in seiner letzten enzyklika.

zitat:
Die Armen, heißt es, bräuchten nicht Liebeswerke, sondern Gerechtigkeit. Die Liebeswerke — die Almosen — seien in Wirklichkeit die Art und Weise, wie die Besitzenden sich an der Herstellung der Gerechtigkeit vorbeidrückten, ihr Gewissen beruhigten... Richtig ist, daß das Grundprinzip des Staates die Verfolgung der Gerechtigkeit sein muß... Der Marxismus hatte die Weltrevolution und deren Vorbereitung als das Allheilmittel für die soziale Problematik vorgestellt... Dieser Traum ist zerronnen. In der schwierigen Situation, in der wir heute gerade auch durch die Globalisierung der Wirtschaft stehen, ist die Soziallehre der Kirche zu einer grundlegenden Wegweisung geworden, die weit über die Kirche hinaus Orientierungen bietet... Das Erbauen einer gerechten Gesellschafts- und Staatsordnung, durch die jedem das Seine wird, ist eine grundlegende Aufgabe, der sich jede Generation neu stellen muß. Da es sich um eine politische Aufgabe handelt, kann dies nicht der unmittelbare Auftrag der Kirche sein.... Aber sie kann und darf im Ringen um Gerechtigkeit auch nicht abseits bleiben.
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Ameise
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Beitrag von Ameise »

Diese "Liebeswerke" (um einmal diesen Ausdruck zu verwenden), sehe ich durchaus als Weg an, mich mit Menschen zu solidarisieren. Alleine lassen würde ich solche Leute kaum, wenn ich davon wüßte.

Hier im Umkreis haben sich in der Vorweihnachtszeit ein paar Lokalsender zusammengeschlossen, um über das Mittel Geld verarmten Menschen zu helfen. Prinzipiell finde ich diese Idee gut.
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Hallo alle zusammen,

bei diesem doch heiklen Thema könnt ihr mich natürlich auch per PN antexten.

LG Kathi
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Ronja

Re: Thema der 6. KW: Armut in Familien vor der eigenen Haust

Beitrag von Ronja »

-Kathi- hat geschrieben: - Wie sieht es bei Euch im Umfeld mit der Armut aus?
- Nehmt ihr das überhaupt wahr und macht euch Gedanken darüber?
- Oder guckt ihr weg und denkt, das ist Sache des Staates/der Stadt?
- Spendet ihr Geld/Kleidung/Möbel oder seid ihr in irgendeiner Weise aktiv, um zu helfen?
- Wenn ihr Geld spendet, habt ihr euch das irgendwie „dafür“ zusammengespart oder nehmt es locker aus der Tasche?
In meinem Umfeld sehe ich auch Armut.
Ja, ich nehme es wahr und mache mir Gedanken drüber.
Ich habe Lebensmittel (Grundnahrungsmittel) gespendet für eine bestimmte Personengruppe. Die Spendenaktion wurde hier im Dorf angeleiert.
Kleinere Geldbeträge habe ich auch schon gespendet - spontan -
Locker aus der Tasche nehme ich das Geld nicht.

Liebe Grüße,
Ronja
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Lomarys
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Beitrag von Lomarys »

- Wie sieht es bei Euch im Umfeld mit der Armut aus?
in meinem umfeld gibt es sie auch.....wir haben auch schon spontan kleine hilfe geleistet, soweit wir in der lage waren.
Nehmt ihr das überhaupt wahr und macht euch Gedanken darüber?
ich nehme das fast täglich wahr und denke, das ist erst der anfang :(
Oder guckt ihr weg und denkt, das ist Sache des Staates/der Stadt?
der staat? nun...das ist ein politikum, das ja. deshalb denke ich, sollte dennoch keiner im eigenen umfeld wegschauen!!!!
Spendet ihr Geld/Kleidung/Möbel oder seid ihr in irgendeiner Weise aktiv, um zu helfen?
wenn, spontan.
Wenn ihr Geld spendet, habt ihr euch das irgendwie „dafür“ zusammengespart oder nehmt es locker aus der Tasche?
wir müssen das genau errechnen und überlegen, wo die priorität liegt.....leider!


das thema armut wird sicherlich immer präsenter.
Gelassenheit ist die anmutige Form des Selbstbewusstseins *Marie von Ebner-Eschenbach*
Christian

Beitrag von Christian »

aus einem interview mit jean-claude junker, eu-ratsvorsitzender:

Ihre Kritiker sehen Sie als Vertreter des alten Europas der Agrarsubventionen, der Vollintegration und der Sozialromantik. Trifft Sie dieser Vorwurf?

Es ist doch ein Skandal, dass 50 Millionen Bürger der Europäischen Union unter der Armutsgrenze leben. Es muss wieder heimeliger werden auf diesem Kontinent. Die Vorstellung dieser vermeintlichen Modernisierer, man könne den Menschen Mut machen, indem man ihre Arbeitsverhältnisse ständig in Frage stellt, ist absurd. Menschen brauchen Sicherheit. Das haben doch die Nein-Sager in Frankreich und in den Niederlanden bewiesen. Ich hätte nie studieren können, wenn mein Vater alle sechs oder zwölf Monate um die Verlängerung seines Arbeitsvertrages hätte fürchten müssen. Es gibt Basisregeln, die man nicht einfach über Bord werfen darf. Die sogenannten Neoliberalen verabschieden sich vollständig aus der Gefühlswelt der Menschen. Das mache ich nicht mit. Und ich wehre mich dagegen, dass man sofort zum altmodischen Heini erklärt wird, wenn man auf Prinzipien hinweist, die sich doch bewährt haben.

qelle: handelsblatt.com
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Lomarys
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Beitrag von Lomarys »

hallo christian,
mich würde doch eher interessieren, wie du persönlich damit umgehst, denn darum geht es hier. :wink:
lieben gruss
momo
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Kobi

Beitrag von Kobi »

- Spendet ihr Geld/Kleidung/Möbel oder seid ihr in irgendeiner Weise aktiv, um zu helfen?
Ich würde es sehr sehr gerne, wenn ich es denn hätte. Früher habe ich es gerne getan, heute kann ich es nicht, weil es mir selber fehlt. Ich kann auch auf nichts mehr verzichten weil nichts da ist um noch auf etwas zu verzichten. Meine alten Klamotten möchte bestimmt keiner, damit würden die Leute nur noch ärmer aussehen. :D

Also das Internet und hin und wieder einmal ein paar Bier ist der einzige Luxus neben dem Essen.
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nimue
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Beitrag von nimue »

Liebe Kathi,

ich wohne in Berlin.... und hier ist Armut präsent... wer das hier nicht wahrnimmt, rennt blind durch die Strassen.
Ich gucke hin und sehe Armut täglich.

Wenn ich an jeder Strassenecke nach `nem halben Euro´ gefragt werde, habe ich das inzwischen nicht mehr locker in der Tasche und es ist selten, dass ich da was zustecke.
Ich gehe in meiner Weise damit um, gebe diesem Menschen eine freundliche Antwort, lächle ihn an und wünsche ihm dennoch einen schönen Tag, auch wenn ich nix für ihn hab.

In der Schule meiner Kinder sehe ich Armut auch immer massiver. Dort habe ich gehandelt, über den Förderverein. Mit anderen Eltern zusammen haben wir einen Förderverein gegründet, als meine Kinder in die Schule kamen, vor 10 Jahren. Dort nehmen wir Geld ein bei Schulfesten mit selbstgebackenem Kuchen oder anderen Elternspenden und wir haben inzwischen recht lukrative Einnahmen. Als uns auffiel und wir auch von Lehrern geschildert bekamen, dass immer mehr Kinder völlig ausgehungert in die Schule gehen und auch weder zu Essen noch zu Trinken beihatten, haben wir uns einen Pausenservice einfallen lassen. Die Kinder konnten sich eine zeitlang Brote, Obst und Getränke aus der Schulküche abholen, in der Eltern vom Förderverein was vorbereiteten. Inzwischen gibt es eine Mensa und dieser Service hat sich erledigt... die Schule hat nach unseren elterlichen Bemühungen dann selbst gehandelt.

Noch dichter vor der Haustür erlebe und beobachte ich bei Freunden, in der eigenen Familie, bei Bekannten und Nachbarn auch, dass sich der ein oder andere die letzten Tage eines Monats keine Lebensmittel mehr leisten kann... da schäle ich gerne mal ´n paar Kartoffeln mehr und lade spontan mal zum Essen ein, das ist dann ganz spontan.

Mit weihnachtlichen Spenden habe ich es allerdings nicht so am Hut... dieser Monat belastet mein Konto eh schon so, dass ich selbst aufpassen muss, noch ein Silvestermenü zum Monatsende zusammenzukriegen.

Das war´s von mir dazu ... ich finde deine Idee mit dem Wochenthema übrigens spitze ;-)

Liebe Grüße
Nicole
Ronja

Beitrag von Ronja »

Ich kann dieses ganze politische Geschwafel nicht mehr hören. :x Ich mache meine eigene Politik und fange bei mir und in meinem Umkreis an! :wink:
Kobi

Beitrag von Kobi »

Das Problem ist die Globalisierung, menschlich ein tolle, wirthschaftlich jedoch eine schlechte Sache.

Das hängt aber wiederum vom Standpunkt ab, in Polen herrscht absolute Aufbruchsstimmung, da kann man ja auch mit 500 Euro im Monat gut leben.

Aber darum gehts hier ja nicht in diesem Thema.
Christian

Beitrag von Christian »

momo hat geschrieben:mich würde doch eher interessieren, wie du persönlich damit umgehst.....
ich versuch zu verstehen, was eigentlich los ist. und ich mach mir gedanken, die manchmal konsequenzen haben, auch politische. das ist doch auch eine form, persönlich zu sein, oder?
ich find es problematisch, die objektiven aspekte des themas auszublenden. "die tyrannei der intimität" hat das richard sennett genannt. sie ist ihm indiz für den verfall öffentlichen lebens.

liebe grüße
christian
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Lieber Christian,
Ich biete euch für die nächsten Wochen anfangs der Woche ein Thema an aus dem Alltag, ein Diskussionsforum für Jedermann. Mal Ernstes und auch Heiteres. Ich gebe meinen Kommentar dazu ab oder auch nicht und stelle gezielt Fragen.
obigen Text habe ich vor mein erstes Wochenthema gestellt zur Information. Es geht bei den Themen um den Alltag und um uns, wie wir "alles sehen, wie wir mit bestimmten Sachen umgehen" und nicht, was Papst Benedikt oder Jean-Claude Junker zitieren oder irgendeine Hochschule herausgefunden hat.

Jeder, der das Internet benutzt, kann wahrscheinlich auch selber "googlen" :user: , darum geht es hier bei den Wochenthemen gar nicht. Es geht um dich persönlich, um deine Meinung. :roll:
"Google" mal bei dir selber, lieber Christian und zeig uns etwas von dir. :D

@ all Ich fänd es sehr schade, wenn dieses Thema, daß doch auf reichlich Interesse stößt, im Streitgespräch untergeht und setze jetzt hier einfach mal einen ........................... Punkt!

Liebe Grüße
Kathi
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elfenbeinin

Beitrag von elfenbeinin »

Nach meiner Scheidung vor ein paar Jahren war ich auf einmal Sozialhilfeempfänger. Ich war jung, hatte nicht genügend Berufsjahre am Buckel und hatte "nur" gejobbt als Mutter. Große Sprünge waren da nicht drin, aber obwohl ich arm war, ging es mir gut. Ich hatte ein Zimmer in einer WG, Sprudel sponserten meine Eltern und ich fing wieder an, nebenher zu kellnern. Von dem Geld fuhr ich sogar in den Urlaub, das war einer meiner schönsten. Minimalistisch und puritanisch. Wir waren zu 6 in einem Kleinbus und wir teilten alles untereinander, gegessen haben wir einmal mit Campingkocher in Stockholm inmitten eines Parks. Nudeln gab's, mit Ketchup. Superlecker, weil wir hungrig waren.

Wenn ich heute koche, koche ich gern für mehrere und es wird oft spontan jemand eingeladen, Klamotten/Möbel geb ich einfach weiter... ob es nun "richtig" Arme bekommen oder nicht, ist mir egal. Der, der's braucht, kriegt's.

Geärgert hab ich mich über den obligatorischen Weihnachtsspendenscheck, den man bei der Diakonie automatisch mit der Dezemberüberweisung bekam.

Auf die Frage, haste mal nen Euro, hab ich entweder einen oder eben nicht. Ich war einige Male in Berlin die letzten Jahre. So viele Euros kann man gar nicht haben...
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Husky
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Beitrag von Husky »

Armut, das ist wohl ein recht dehnbarer Begriff. In unseren Breitengraden gibt es sicher auch eine Art Schwacke-Liste (die Liste die den Wert eines Autos bestimmt) für Menschen. Da wird man dann, je nach Finanzlage, in eine Schublade gesteckt und gilt von da an als arm.

In anderen Gegenden ist man arm dran, wenn man nicht in der Lage ist sich die Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs von Mutter Natur zu besorgen.

Seitdem wir in den zivilisierten Ländern nicht mehr jagen und sammeln und die Nahrung weggeschlossen haben, sind wir dazu gezwungen, zu arbeiten und uns von dem Geld was wir dafür bekommen wieder Nahrung zu kaufen. Je nachdem, wie hoch der Verdienst ist gibt es eben Sekt oder Selters.

Ich denke, Armut ist in der heutigen Zeit kein Thema über das der Betroffene gerne spricht. Teils aus Scham oder Resignation vor der eigenen Situation.

Wenn ich sehe, daß bei uns in der Stadt die Schlange an der Tafel (Essens- und Lebensmittelausgabe für Hilsbedürftige) immer länger wird, betrübt mich das sehr. Wegschauen und ignorieren ist sicher einfacher als die Akzeptanz, das man eine Tages vielleicht selbst mal in der Schlange stehen muß.

Letztes Jahr habe ich bei der Aktion Weihnachtspäckchen meine gesamte Plüschtiersammlung in eine Paket gesteckt und diesen an die Organisation geschickt, die die Sachen hoffentlich verteilt. Auch eine Spende für die schönen gedruckten SOS-Kinderdorf Karten, die jedes Jahr pünktlich zu Weihnachten einflattern, war im Budget noch drin. Spenden, ja auch für Erdbebenopfer egal in welchem Teil der Welt es passiert ist. Kleiderspenden von Klamotten die nicht mehr passen wandern auch in die Container vom DRK. Wenn ich in der nächstgrößeren Stadt, in Erfurt, Bettler oder Musiker sehe, mache ich auch mal einen halben Euro locker. Aber eben immer im Rahmen des Möglichen und nicht regelmäßig. Und wenn ich nicht ab und zu ein paar Bücher verkaufen würde, dann stände ich wohl auch bald in der Schlange der Essensausgabe.

Die Regierung oder der Staat tut, meiner Meinung nach, nichts um die Armut zu bekämpfen. Im Gegenteil, Euroeinführung, Hartz IV, Dienstleistungrichtlinie, etc. tragen dazu bei, die Kluft zwischen Arm und Reich zu vergrößern.

Arm? Vielleicht mag ich in den Augen mancher arm sein, weil ich nicht die vielen schönen materiellen Dinge besitze, die einen in der westlich orientierten Welt zu einem Reichen machen.
Der Weg, den ich, auch Dank Reiki, eingeschlagen habe, wird in naher oder ferner Zukunft entscheiden, wer das Prädikat Arm oder Reich verdient.


Herzlichen Gruß
Uwe
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Ich habe gestern unser Kirchenblatt bekommen. Darin steht vermerkt, das bei allen unseren Weihnachtsgottesdiensten 3.500,-- € gespendet wurden. Und das meiste Geld geht an "Brot für die Welt". Ich möchte nicht wissen, was da an Geld für den Verwaltungsaufwand draufgeht.

Aber da sehen wir wieder, wie spendabel viele Menschen zur Weihnachtszeit sind.

LG Kathi
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Lehrling
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Beitrag von Lehrling »

Liebe kathi,
es gibt in berlin eine Prüfstelle für Hilfsorganisationen, die ein Prüfsiegel vergibt an Organisationen, bei denen die Verwaltungskosten usw. nicht zu hoch sind, so daß es sich zu spenden lohnt.Brot für die Welt hat dieses Prüfsiegel auch.
Leider finde ich jetzt trotz google die entsprechende Seite nicht, vielleicht weiß sie jemand von den anderen hier :question:
Da kann man dann auch einsehen, wie hoch bei den einzelnen Organisationen der Aufwand ist und sich dementsprechend entscheiden, wem man spenden möchte, so man das vorhat.


liebe grüße
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Beitrag von elfenbeinin »

Der Begriff Armut... ging mir noch einmal durch den Kopf. Ich schrieb, daß ich "arm" war. Geht noch weniger als Solzialhilfe??? Ein Anrecht auf Sozialhilfe hat doch jeder Bürger. Ich hatte damals 500DM im Monat zum Leben. Kein Handy, kein Auto, keine Steuer, keine Versicherung. Das geht.
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Beitrag von Lehrling »

Hier der Link vom DZI -Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen

was kommt von den Spenden an? welche Organisation hat das Siegel erhalten?

http://www.dzi.de/

liebe Grüße
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Beitrag von Elvira »

Ich habe jetzt in einer Zeitung gelesen, daß es erst in Berlin und dann auch in Hamburg eine Kinder-Armenküche "Arche" gibt. Kinder im Alter von 5-12 Jahren bekommen dort an drei Tagen die Woche ein warmes Essen, werden betreut und bekommen Hausaufgabenhilfe. Eröffnet wurde die Arche durch eine Kirche, finanziert wird sie durch Spenden.

Nur das schlimmste für mich an dem Artikel war, daß es dort hieß, die Kindern haben nicht nur Hunger auf eine warme Mahlzeit, sondern "Hunger auf Nähe, Schutz und Aufmerksamkeit!". Weil unter anderem auch viele Eltern halt mit der Erziehung ihrer Kindern überfordert sind.

Es grüßt eine sehr nachdenkliche
Kathi
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Beitrag von Lehrling »

"sondern "Hunger auf Nähe, Schutz und Aufmerksamkeit!". Weil unter anderem auch viele Eltern halt mit der Erziehung ihrer Kindern überfordert sind. "

aber warum sind die Eltern überfordert? Wußten sie nicht, daß Kinder Arbeit machen, Aufmerksamkeit brauchen usw.?
Sie sind doch selbst mal Kind gewesen, glauben die denn wirklich, das Leben ist eine Fernsehsendung???????
es gibt Sendungen, Bücher, Beratungsstellen, so viele Möglichkeiten zur Information, verzeihung, wenn es grob klingt, aber schrumpft nicht nur das Herz, sondern auch der Verstand der Menschen???????
Die Pille wurde in den 60er, 70er Jahren als d e r Durchbruch gegen unerwünschte Schwangerschaften gefeiert, kommen die Frauen heute nicht mehr mit der Gebrauchsanweisung klar?
oder wissen sie nicht, daß man Kinder - anders als Auto, Fernseher, Handy usw. nicht einfach abstellen oder abschaffen oder zurückgeben kann.

ehrlich, ich kann's nicht verstehen, nachdem ich selbst 3 Kinder habe, die inzwischen längst erwachsen sind.

kopfschüttelnd
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Beitrag von Elvira »

Zu diesem Thema gibts im Prinzip immer etwas zu schreiben.. :cry:

Kathi
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Re: Thema der 6. KW: Armut in Familien vor der eigenen Haust

Beitrag von Elvira »

Dieses Thema ist schon 5 Jahre alt, paßt aber leider immer noch :roll: .

Diese Tage begegnete ich wieder vielen Menschen, die kniend vor den Geschäften ihre Dosen hochhalten und um Spende bitten. Teils sprechen sie gar nicht deutsch.

Vor dem Discounter um die Ecke kniet schon seit 3 Wochen immer derselbe Mann. Und ich gebe ihm etwas für seinen Becher. Er sieht sehr ausgemergelt aus. Beim Samstagseinkauf habe ich einfach mal zwei Brötchen gekauft und ihm die Tüte in die Hand gedrückt. Als ich den Einkaufskorb wieder zurückschob, hatte der Mann schon das erste Brötchen aufgegessen. Also mache ich es beim nächsten Mal wieder so. Wer weiß, ob das gespendete Geld wirklich bei diesen armen Menschen bleibt.

Hatte heute auch ein Gespräch mit der Gemeindeschwester. Die Kollekte letzten Sonntag ging zu Gunsten der Mülheimer Tafel. Dort soll in diesem Jahr jeder Hungrige am Heiligabend ein Päckchen mit Nahrungsmitteln bekommen.
Tagtäglich gehen 600 Menschen zu unserer Tafel. Um etwas zu essen zu bekommen, müssen sie sich ausweisen mit einem Sozialschein. Und der Andrang wird immer größer.

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