Thema der 17. KW: Ehrenamt/Helfersyndrom

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Elvira
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Thema der 17. KW: Ehrenamt/Helfersyndrom

Beitrag von Elvira »

Jeder von uns kennt folgende Antworten: “Klar, mach ich doch.“ oder „Ist überhaupt kein Thema.“ und vielleicht “Geht in Ordnung, sicher.“ Typisches Helfersyndrom. Obwohl, dieses Wort mag ich überhaupt nicht, es klingt irgendwie nach Krankheit.

Vor neun Jahren stand ich vor unserem Gemeindehaus, um die Mädels vom Kinderchor abzuholen. Ein Mitglied der damaligen Kantorei sprach mich an: „Frau T., ihre Kinder singen doch bei uns, hätten sie nicht auch Spaß am Singen? Wir suchen für die Kantorei frisches Blut und haben ein Probenwochenende für neue Mitglieder vorbereitet.“ Wumm und schon hatten sie mich geködert. Gesungen habe ich immer gerne, kannte zwar keine Noten, störte aber den Kantor nicht, und suchte zum damaligen Zeitpunkt eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.

Das war erst der Anfang. Nach dem ersten Konzert hatte ich „Blut geleckt“ wie unser Kantor das so schön bezeichnet. Ich wollte meine Begeisterung zeigen und schrieb einen Artikel im Kirchenblatt. Ratet mal, wer noch mehr Artikel schrieb. Apropos Kirchenblatt: „Frau T., gerade bei Ihnen um die Ecke herum fehlt uns ein Austräger fürs Blättchen, wäre das etwas für sie?“ Und schon hatte ich den nächsten Job.
Der Kantor sagte mir einmal, wenn ich der Kirche „den kleinen Finger reiche, nimmt sie glatt irgendwann die ganze Hand“. Das bewahrheitete sich sehr schnell und es wurden immer mehr kleine Jobs.

Bis ich vor zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen in unserer Gemeinde anfing, Sachen wieder aufzugeben. Ich mußte „Nein-Sagen“ lernen, Sachen an andere übergeben, zugeben, daß mir vieles zu viel wurde.
Meine Lieblingsantwort auf irgendwelche Fragen: “Kannst du mal bitte...?“ war immer „Ist kein Thema...“ Dann wurde es aber doch ein Thema für mich.
Heute bin ich immer noch ehrenamtlich in der Gemeinde tätig, aber in einem für mich jetzt ausreichenden Rahmen und auch öfter mit einer abwehrenden Haltung, die signalisiert: “Ich nicht!!!“

Ich finde aber, es trifft auf alle ehrenamtliche Jobs zu, daß sie ein großes Fundament für unsere Gesellschaft bilden. Ohne Ehrenamtliche würde vieles überhaupt nicht laufen. Der Staat hat doch eh zu wenig Geld.

Wenn ich sehe, was sich so bei den Johannitern, beim Deutschen Roten Kreuz, bei der freiwilligen Feuerwehr tut, einfach erstaunlich. Und es sind nicht nur Erwachsene dort tätig, es bringen sich auch viele Jugendliche ein, um anderen zu helfen.
Oder rüstige Senioren, die im Krankenhaus Patienten besuchen. Es gibt bei uns in der Stadt von der AWO "das Ehrenamt der Oma oder des Opas". Familien mit Kindern, bei denen die Oma ganz weit weg wohnt oder es keine Großeltern mehr gibt, „leihen“ sich sozusagen eine Oma für die Kids aus. Die sitzt dann z. B. an der Geburtstagstafel des Kindes mit dabei oder paßt auf das Kind auf, um die Mutter zu entlasten. Halt wie die eigene Oma.

Ehrenamt..........ich denke, es geht gar nicht mehr ohne..........!

Jetzt zu Euch.......!

Seid ihr in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig? Wenn ja, warum?
Oder habt ihr früher mal ein Ehrenamt ausgeübt?
Wo habt ihr euch engagiert?
- vielleicht für Kinder, Senioren oder Tiere?
- vielleicht als Telefonseelsorger oder Sterbebegleiter?

Findet ihr auch, daß es in unserer Gesellschaft gar nicht mehr ohne Ehrenamtliche geht?

Liebe Grüße
Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Ich schieb das mal nach oben........

Vielleicht kann der eine oder andere doch was dazu schreiben :lol: .

Kathi
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peterwup
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Beitrag von peterwup »

Liebe Kathi,

Seid ihr in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig? Wenn ja, warum?
Jau, in der Gewerkschaft, im Personalrat - aber am liebsten in "meinem" Altenheim als Hospizhelfer.

- vielleicht als Telefonseelsorger oder Sterbebegleiter?
sag ich doch:D

Findet ihr auch, daß es in unserer Gesellschaft gar nicht mehr ohne Ehrenamtliche geht?
In diesem Alten - und Pflegeheim sind ca. 330 Bewohner - von denen im Jahr ca. 100 Menschen sterben.
Ohne den Besuchs und Hospizdienst sähe es wohl schlecht aus - denn dann wäre wohl kaum noch jemand am Bett der Bewohner :evil: .

Liebe Grüße
Peter
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Beitrag von Reikigirl »

Namaste zusammen.

Seid ihr in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig? Wenn ja, warum?


Ja ich bin ehrenamtlich bei uns in der Kirche tätig. Ich leite mit unserer Jugendleiterin zusammen jeden Montag eine Kindergruppe. Zu dieser Kindergruppe können Kinder im Alter von 5-9 Jahren kommen. Ich mache diese Gruppe schon seit knapp 5 Jahren. Mir macht es einfach Spass, mit den Kindern zu arbeiten und ihn etwas beizubringen. Ich selbst konnte mit jungen Jahren Erfahrungen in der Jungschar und auf Kinder und Jugendfreizeiten sammeln.Nun möchte ich auch anderen Kindern ermöglichen, die gleichen tollen Erfahrungen zu machen.
Außerdem ist das Jugendhaus in dem die Gruppe stattfindet, eine Anlaufstelle für Kinder und Jungendliche von denen die Eltern berufstätig sind, und vielleicht nicht so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können. So das die Kinder nicht alleine zu Hause sitzen müssen oder auf der Straße alleine herumlaufen.Im Jugendhaus können die Kinder mit anderen Kindern zusammen etwas erleben. In den Osteferien hatten wir zum Beispiel Ferienspielen in denen das Thema" Wie geht Frieden " behandelt wurde. Ich habe dort als ehrenamtliche Mitarbeiterin mitgeholfen. Es war schön zu sehen wie die Kindern dieses Thema aufgenommen und wie begeistert sie mit gemacht haben.
Wenn mich jemand fragen würde warum ich das alles mache, obwohl ich nicht dafür bezahlt werde würde ich antworten. " Zu sehen das man den Kindern etwas mit auf den Lebensweg geben kann, mit dem sie auch etwas anfangen können ( wie Freundschaft, Vertrauen und sozial Verhalten, Respekt ) ist für mich in der heutigen Gesellschaft wichtig.


Die Kinder sind die Zukunft von morgen.
Euer Reikigirl :upside:
In der Jugend studiert man Erwachsene, um klug zu werden. Im späteren Leben studiert man Kinder, um glücklich zu werden.
Peter Rosegger
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Beitrag von Ich bin ich »

Ja Kati ich kenne das, .... das mit dem Neinsagen lernen und auch das mit dem Ehrenjob aufladen lassen.....

Ich war lange Jahre ordentliche Delegierte der Kreisdeligiertenkonferenz von VERDI.....
....war im Stadtpersonalrat................war im Klassenelternrat..........
im Schulelternrat 2.Vorsitzende.................im Stadtelternrat............
...Habe ehrenamtlich Kurse und Vorträge im Verein für Frauen gegeben.......war im Verein Frauen in die Wirtschaft,damals mit Frau Dr. Merkel (ja ich kenne sie persönlich)........ganz nebenbei habe ich auch noch einen Reikikreis von etwas über 60 Personen und eine Naturheilpraxis aufgebaut und 6 Jahre lang betrieben(macht jetzzt mein Nachfolger auch so weiter).....habe eine kleine HP Schule für unseren Verbband geleitet und unterrichte immer noch in einem Ausbildungszentrum.Nach meinem Umzug in den Odenwald habe ich angefangen etwas kürzer zu treten.Aus privaten und gesundheitlichen Gründen.Und was meinst du ..........es geht. :lol:
Ganz habe ich mich aber immer noch nicht ausgeklingt.Ich mache jetzt ab und an mal was für das hiesige Frauenzentrum ,bin im Unternehmerinnenforum,im Arbeitskreis für geistiges Heilen,baue momentan einen neuen Reikikreis auf und einen Kreis für Naturheilkundlich Interessierte, gebe Nachhilfe für HP-Anwärter ,betreue unsere Fussballer ,führe meine Praxis und ganz nebenbei habe ich auch noch meine Familie. :lol:

Wenn du mich fragst alles eine Frage der Organisation und solange es Spass macht schlaucht es auch nicht.
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Elvira
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Beitrag von Elvira »

Ich hole dieses Thema nach zwei Jahren noch einmal nach oben :lol: .

Am Wochenende beim Martinsmarkt wurde ich auch mal so von der Seite angequatscht, warum ich mich denn da 3 Stunden für die Kirche hinstelle. Ich bekäme doch nichts dafür :cry: .

Auweia 8) ! Na viel Zeit hatte ich nicht für eine deftige Antwort :oops: , an unserem Stand der Secondhand-Boutique war eine Menge los. Schließlich haben wir Kinderkleidung verschenkt. :lol:

Warum mache ich das, mein Ehrenamt in der Kirche? Ok, das Singen bringt mir sehr viel Spaß und was wäre ein Gottesdienst ohne Chor. Und 6 Stunden im Monat für die Boutique, auf zweimal verteilt, ist ja auch nicht so viel. Die Zeit habe ich.

Es macht mir sehr viel Spaß, in einem Team zu arbeiten. Wir sind mit 8-10 Leuten. Wir sortieren Kleidung, die uns zur Verfügung gestellt wird, die die Gemeindemitglieder nicht mehr brauchen. Die gute Kleidung geht in unsere Räumlichkeiten und wird gegen Spende einmal im Monat abgegeben.

Und dieses Geld kommt in einen Topf, der gedacht ist für die Jugend in unserer Gemeinde. Wenn da z. B. die Familie XY mit einer kranken Mutter und drei kleinen Kindern ist und Geld für eine Kinderfreizeit nur für ein Kind reicht, die Mutter aber dringend mal eine Auszeit ohne Kids braucht, dann schustern wir dazu. Die Kinder fahren mit unserer Jugendgruppe in Freizeit und Mama hat ein bißchen Zeit für sich.

Oder Frau XX, geflüchtet in ein Frauenhaus mit zwei schulpflichtigen Kindern, ohne Geld, ohne Bekleidung, ohne überhaupt irgend Etwas, kommt zu uns und wird eingekleidet. Wir geben alles her, was sie braucht.

Oder für die Kinder, die zur Nachhilfe einmal die Woche kommen, nüchtern in die Schule geschickt wurden und mit knurrendem Magen natürlich mittags nicht lernen können, da wird Geld den Leuten gegeben, die sich um die Kinder kümmern und denen außer etwas beizubringen auch einmal einen Pfannkuchen auf den Tisch stellen können.

Die Freude der Betroffenen, die rüberkommt, das macht froh, das macht mich glücklich. Ich konnte ein kleines bißchen dazu beitragen mit meiner Arbeitskraft, mit meinem Ehrenamt. Ich mache das doch nicht für den Pfarrer oder die Pfarrerin.

Genauso verläuft es hier mit meinem Ehrenamt als Moderator. Wir werden oftmals im Chat angesprochen, ob wir Geld für diesen Job bekommen. Nein, kriegen wir nicht, hier verbringen wir einen Teil unserer Freizeit. Hier auf der Plattform, die Frank uns und allen Reiki-Praktizierenden zur Verfügung gestellt hat, sorgen wir für den Rahmen, für einen reibungslosen Ablauf.

Und ich arbeite genauso wenig für den Frank wie für unsere Pfarrer. Ich arbeite auch nicht für das Team, sondern für die User. Ich arbeite höchstens im Team und das auch noch gerne.

Tja Ehrenamt/Freizeitbeschäftigung, wenn die bezahlt würde, och menno, ich würde nicht anderer Leute ihre Bude schrubben :zunge: .
Aber das, was ich mache in der Freizeit und gerade ein Ehrenamt, sollte ich mit Freude machen. Und so ist es auch.


Wie sieht es bei euch so nach zwei Jahren mit einem Ehrenamt aus???

LG aus Kohlenpott
sendet die Kathi
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iane
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Beitrag von iane »

Ich denke die Welt braucht mehr Leute wie Euch.

Ich mache nichts besonders aber meine Mutter arbeitete teilzeit und machte viel ehrenamtlich (Reinigung der Kirche, Besuch von ältere Leute in Heime oder Verteilung von Kirchenhefte).

Es gab ihr ein Sinn für etwas auf die Welt zu sein, abseits von materiellen Gedanken. Nur jemand der sieht, dass die ganze Welt sich nicht um Geld dreht wird verstehen, warum es Leute machen.

Ohne Ehrenämtlichen Arbeit hätten wir keine Feuerwehr wenn jemand wieder im Graben runter fällt, keine schöne Kapelle, keine Feste oder ein schönes Dorfhaus für regelmäßige Treffen.

Ich denke statt zu fragen warum ehrenämtlichen Leuten es tun und es zu versuchen davon abzubringen, sollte man froh sein, dass es solcher Leute gibt, denn es dient die gesamte Gesellschaft, es bringt uns ein Lebensqualität, dass Geld niemals ersetzen können.

Ich finde es schade dass es nicht gewürdigt wurde. Ich habe Stunden gebracht für Kausa, die mich berührten. Wochenende wo ich draußen in die Sonne verbringen könnte. Ich würde es wieder tun, weil eigentlich habe ich es für mich getan und nicht an Entlohung gedacht, für mich war das Ergebnis und die Freude drauf oder die unzahlbare Freude und Danke anderen zu sehen selbst das Entlohnen.
Angelika95
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Beitrag von Angelika95 »

Tolles Thema!
Ich denke auch, ohne Ehrenamt geht gar nichts, kein Verein, keine Kirche, keine Rettung (112), usw. usw.
Ich finde das auch o.k., ich selber bin u.A. seit 4 Jahren im Vorstand eines kleinen Schulvereins tätig und leider muss ich sagen, dass meine Freude an diesem *Amt* so manches mal getrübt ist und es auch Tage gibt, wo ich große Schwierigkeiten mit "Gerade heute ärger dich nicht!" habe:

*Jährliche Hauptversammlung, von ~170 Mitgliedern sind der 6-7 köpfige Vorstand, die Schulleitung und wenn es echt gut läuft, 5 Mitglieder da...
(haben die anderen kein Interesse, was wir mit ihrem Geld und ihren Kindern machen?)

*Jährliche Abbuchung der Beiträge (führe ich derzeit durch) und es kommen mindestens 10 wieder zurück, weil entweder Konten erloschen, falsche Nummern angegeben wurden oder (meine Lieblinge :upside: ) jeder, der vergessen hat zu kündigen ("Wieso, muss man das, sie wissen doch, wenn unser Kind die Schule verlässt!" woher? Datenschutz? mehr als ein Kind an der Schule?) einfach seine Lastschrift zurück gehen lässt und wir die Gebühr dafür tragen dürfen, letztes Jahr war es besonders schlimm, da hatten wir einen *Schaden* von 60,--€ (wie gesagt, kleiner Verein)

*Wütende Telefonanrufe, warum ich auch nach 2 oder 3 Jahren noch abbuche... weil ich keine Kündigung vorliegen habe... und diese (sorry) Deppen es in 3 Jahren auch nicht geschafft haben, zu kündigen. (wir reden von ca. 1,--€ pro Monat... und wenn ich das Geld nicht übrig habe, dann fällt mir das doch eigentlich schon mal eher auf...)

*Wenn an Bastelnachmittagen heulende 6jährige abgegeben werden, die nicht so einfach ohne Mama in einer Horde von 70 Kindern bleiben wollen, wir hätten ja schließlich alle Kinder eingeladen :o

*Wenn Eltern ihre Kinder (entweder immer noch oder jetzt erst recht heulend) nicht pünktlich abholen, sondern 30 min. zu spät kommen und dann nur mit dem Kind schimpfen und uns nicht mal ein kleines Danke sagen können...

Das zerrt schon ein bisschen an den Nerven, denn eigentlich macht man das ja alles nur freiwillig und ehrenamtlich, da wäre es schön, wenn es auch Spaß machen würde. :wink:
[b]Liebe Grüße
Angelika[/b]
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