Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Form, Stile, Philosophie und Grundsatz-Diskussionen zu Reiki und dem Usui-System.

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harald

Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von harald »

moin andreas
für mich sind beide energien gleich
weil sie für mich die selbe quelle haben

lg harald
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andy1
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von andy1 »

Hallo Harald, nach dem was ich hier gelesen würde ich das auch meine. Aber es scheint ja Personen zu geben bei verscheiden Heilsysteme sagen das sich unterschiedlich anfühlen.
Ich habe muss das noch lernen wenn ich das überhaupt kann.
Sister Jackhammer
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Sister Jackhammer »

Mir ist es bisher nicht gelungen den Reishi Effekt zu erzielen und deshalb kann ich nicht sagen, ob es sich um eine "Vorform" unseres Reikis handelt oder nicht.

Aber es bringt mich auf jeden Fall zum nachdenken, so über Kleinigkeiten auch. Zum Beispiel legt Tanaka so sehr großen Wert auf die "richtige" Handhaltung, die wie bei Reiki ist: Finger gestreckt und alle Finger einer Hand liegen eng zusammen.
Ich habe mich immer gefragt, wieso in der Reiki Praxis darauf (von meiner Lehrerin zu mindest) so sehr großen Wert gelegt wird, da die Haltung ja einiges an Übung verlangt, also die Muskeln müssen sich daran gewöhnen, (sonst ist alles sehr angespannt), und Reiki fließt schließlich auch wunderbar bei leicht gewölbten Händen oder wenn die Finger sich nicht berühren.
Zufall? Der "Stil der damaligen Zeit"?

lg
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reiki-kanji
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von reiki-kanji »

Hi Sister,

ich habe die Handhaltung auch so gelernt, finde aber nichts schwieriges daran.
Mir wurde beigebracht, dass es nicht darum geht die Finger sozusagen auf Krampf durchzustrecken, sie werden quasi durch den ganz leichten Druck des Auflegens grade.
Und ich habe auch gelernt, dass es eben grade um die Auflagefläche geht.
Der Körper ist ja auch eigentlich nirgends völlig plan, und so habe ich eigentlich keinerlei Unbehagen mit dieser Handhaltung. Vielleicht geht das mit kleinen Handen auch besondes gut so, wer weiß (ich habe recht kleine Hände :D )

LG Kanji
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Frank
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Frank »

Sister Jackhammer hat geschrieben:Zum Beispiel legt Tanaka so sehr großen Wert auf die "richtige" Handhaltung, die wie bei Reiki ist: Finger gestreckt und alle Finger einer Hand liegen eng zusammen.
Spannend. Ich habe im Reiki gelernt, dass die Finger eher locker aneinander liegen, also keineswegs angespannt, und der Daumen ruhig weiter weg sein darf. Und im Tai Chi Chuan lernte ich gar, dass die Finger nicht eng aneinander liegen sollen und *bäng* floss das Chi richtig heftig bei der Form.
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Sister Jackhammer
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Sister Jackhammer »

:) Ja ich spüre das so, dass es auf das Training der Handmuskeln ankommt - es ist keine verkrampfte Haltung eigentlich, aber es ist eine gewisse Spannung drin.

So wie bei der Gassho Haltung der Hände (bei Tanaka; aber ich habe das auch so gelernt für Mudra Meditation in einer schamanistischen Tradition): Die Handflächen berühren sich. Man sieht oft bei Leuten, die das machen dass sich die Handflächen nicht berühren, dass ein Zwischenraum da ist (für die Reiki Fernheilung habe ich das als eine mögliche Technik gelernt, der Klient wird im Miniformat in der "Höhle" zwischen den Handflächen visualisiert). Aber für manche Mudra Meditation und eben auch als Teil der Reishi Bewegung sollen die Hände wirklich ganz zusammen liegen.

Wenn man das nicht trainiert, ist es ganz schön anspannend aber wenn die Muskeln und Gelenke trainiert sind, ist es ganz natürlich.

@Frank: Was du über die Tai Chi Chuan Form erzählst ist ja hochinteressant - dann kommt es eben auf die Handhaltung u.U. doch an!


lg
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Zur Frage, ob Mikao Usui und Morihai Takata sich kannten, hier noch ein Detail aus anderer Quelle:

In Petters Buch "Das ist Reiki" findet sich auf Seite 162 unten folgender Satz:
"Ogawa Sensei* gab Morihei Tanaka als Lehrer Usuis an, seine Methode nannte sich Reishi Jutsu."

Könnte also wirklich was dran sein an den Thesen des Buches.

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Sister Jackhammer
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Sister Jackhammer »

Danke für die Information, das Buch habe ich nämlich nicht! Ja, das ist in der Tat interessant!

Steht da auch irgendwo die Quelle für die Info?

Hm, mir ist es bisher nicht gelungen den "Reishi" Effekt auszulösen auf die beschriebene Art aber ich fühle mich schon ein wenig an Matrix Energetics und Quantenheilung dabei erinnert, wo es eben zu solchen Phänomenen wie zittern, schwanken, umkippen kommt, wenn der Anwender im reinen Bewußtsein beobachtend verweilt. Und Morihai Tanaka verweist ja auch immer auf das Bewußtsein - vielleicht hat Usui das bei ihm gelernt und dann eine neue Form dafür gefunden?

es bleibt spannend...

lg
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Sister Jackhammer hat geschrieben: Steht da auch irgendwo die Quelle für die Info?
Ganz genau weiss ich nicht.
Aber ich nehme stark an, dass Petter selbst die Quelle ist.
Aus anderer Stelle seines Buches geht hervor, dass er Ogawas Sohn
persönlich begegnet ist. Ein Interview mit dem Sohn ist im Anhang des Buches zu finden.
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Frank
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Frank »

Sister Jackhammer hat geschrieben:wo es eben zu solchen Phänomenen wie zittern, schwanken, umkippen kommt, wenn der Anwender im reinen Bewußtsein beobachtend verweilt.
/blödelmodus an/
Andere erreichen das ganz einfach durch genügend Vodka
/blödelmodus aus/
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Sister Jackhammer »

:megagrins: Danke, ein hervorragender Tip!


vielen Dank, Frank - Sensei!
:verbeugung:
Benedikt
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Ich habe mich nun in den letzten Tagen ein wenig mit diesem merkwürdigen Buch beschäftigt.
Nach dem jetzigen Stand meiner Einsicht gehört dieses Werk wohl eher zu den dunkleren Kapiteln der Reiki-Geschichte.
Ich wünschte mir, ich würde mich täuschen.
Aber ich weiss nicht mal, ob ich mir wirklich die Arbeit mache, es zu Ende zu lesen.

Tanaka, der offensichtlich das Zeug zu einem Sektenführer hat - manches erinnert mich da an Falungong (http://www.uni-due.de/in-east/fileadmin ... aper36.pdf) - scheint ein ziemlich exponierter Vertreter eines militaristisch-ultranationalistischen Staats-Shintoismus, das ist eine politisch pervertierten Form des Shinto, zu sein.

Sektenhaft mutet schon das Vorwort des Buches an:

"Der Mensch hat die entscheidendste Phase seiner Geschichte erreicht. Die ganze Welt ruft nach Heilung und niemand scheint in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Religion, Philosophie, Wissenschaft und Sozialismus sind gescheitert und der Völkerbund ist noch nicht zu Stande gekommen. Der Krieg zwischen den Klassen, der Starken gegen die Schwachen, bedroht die Existenz der Zivilisation. ....Für die Heilung der Welt und des Menschen biete ich TAIREIDO an, ein neues System des Lebens, das sich mir nach Jahren der Kontemplation und in Einheit mit dem Göttlichen offenbarte.... Durch TAIREIDO wird der Mensch fähig, seine ihm innewohnende Göttlichkeit auszudrücken und sie in leuchtendem Glanz in die Welt strahlen zu lassen."

Das sind die typischen Argumentatiosmuster von Sektenführern, Heilsbringern und auch politischer Demagogen : Abwerten aller herkömmlichen Religion; Philosophie, Politik - um sich selbst dann als überlegener Weltenretter zu präsentieren. Tanaka schreckt dabei nicht einmal davor zurück, Buddha und Christus übertrumpfen zu wollen:

"The sages have shown the way of prayer and taught the benefit of self-denial in order to reach spiritual enlightenment and awakening; but the founder ofTAIREIDO has achieved quite a different triumph. He has acquired not only the secret of command over nature and man but also the ability to impart this gift to man..."

"Die Weisen haben den Weg des Gebetes gezeigt und lehrte den Nutzen der Selbstüberwindung, um spirituelle Erleuchtung und Erwachen zu erreichen, aber der Gründer von TAIREIDO hat einen ganz anderen Triumph erzielt. Er hat nicht nur das Geheimnis der Herrschaft über die Natur und den Menschen erworben, sondern auch die Fähigkeit, dieses Geschenk an die Menschen zu vermitteln..."


Oder an anderer Stelle:

"Hitherto mankind has been looking in vain to religions like Christianity and Buddhism for the way of Light. These religions still dominate the mind of large sections of the human race. Man has now reached a stage, however, where such religions can do little to lead him toward his consummation. And Philosophy, Ethics and Science have failed no less signally than Religion to lead man toward his true goal, the kingdom of introspection, man's real kingdom of Heaven. The more man trusts to these vanities today ....

Through a divine order I was born into this world to reveal the truth to mankind. In obedience to the divine call I am bound to transmit the truth entrusted to me to mankind everywhere..."

"Bisher hat die Menschheit vergeblich in Religionen wie Christentum und Buddhismus den Weg des Lichts gesucht. Diese Religionen beherrschen noch immer den Geist großer Teile der menschlichen Rasse. Der Mensch hat indessen ein Stadium erreicht, wo solche Religionen wenig tun können, um ihn in Richtung seiner Vollendung führen. Und Philosophie, Ethik und Wissenschaft sind nicht weniger eklatant als Religion daran gescheitert, den Menschen zu seinem wahren Ziel führen, in das Reich der Introspektion, des Menschen wahres Himmelreich. Je mehr Menschen heute solchen Nichtigkeiten vertraut, .....

Durch eine göttliche Befehl wurde ich in diese Welt geboren, um der Menschheit die Wahrheit zu offenbaren. Im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Ruf bin ich verpflichtet, die mir anvertraute Wahrheit überall der Menschheit zu übermitteln... "

Ein wenig verständlicher wird solch eine befremdliche Haltung vor dem historischen Hintergrund der gewaltigen gesellschaftlichen Umwälzungen und den damit einhergehenenden Krisen in vielen Bereichen der japanischen Gesellschaft, die die Meiji-Reformen mit sich brachten. Historiker reden in diesem Zusammenhang bekanntlich vom Weg in den Tennofaschismus. Mit seiner heutzutage schwer erträgliche Staatsgläubigkeit und seinem Erwählheitsgetue ist Tanaka nämlich durchaus nicht allein, sondern Kind seiner Zeit. Ich verlinke dazu mal einen Text, der das damalige Klima in Japan genauer beschreibt (http://archiv.ub.uni-marburg.de/mjr/kleine.html) Die in unserem Zusammenhang relevante Passage findet sich unter Punkt 3, Shinto.

Mit seinem Sendungsbewusstsein als neuer Religionsstifter korrespondiert Tanakas politische Haltung, nämlich die unkritische und bewusstlose Glorifizierung der Macht des Staates:

"We believe that the purpose of a state is to make its members observe order.
We believe that the state is the only form of organisation through which order and discipline are enforced in the sphere of mankind.
We believe that a state is to exercise the highest authority over its members."

"Wir glauben, dass der Zweck des Staates ist, seinen Mitgliedern zur Einhaltung der Ordnung zu bringen.
Wir glauben, dass der Staat die einzige Organisationsform ist, mit der Ordnung und Disziplin in der Sphäre der Menschheit durchgesetzt sind.
Wir glauben, dass der Staat die höchste Autorität über seine Mitglieder ausüben soll."


Vielleicht wird ja jetzt nachvollziehbar, warum sich meine Begeisterung bei der Lektüre dieses Buches in ausgesprochen engen Grenzen bewegt.......

Ein kleines historisches Detail noch. Im Netz fand ich ein Dokument, in dem Tanakas Bewegung aus Sicht der "Federation of Christian Missions" 1921 beschrieben wird:

"Taireido (the Way of the GreatTaireido Spirit) which is sometimes identified
with a section of Shinto is merely another form of mesmerism, and has the least religious
element of all similar systems of divine healing. Full page advertisements of this way in newspapers, which do not fail to catch our eyes from time to time, make
us wonder whether it is not a money-making enterprise."

"Taireido (der Weg des Großen Taireido Geistes), der manchmal als
einer Unterabteilung von Shinto bezeichnet wird, ist lediglich eine andere Form des Mesmerismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Mesmerismus),
und hat im Vergleich mit allen ähnliche Systemen göttlicher Heilung den geringsten religiösen Bestandteil. Ganzseitige Zeitungsanzeigen dieser Richtung gelingt es, unsere Augen von Zeit zu Zeit einzufangen und das lässt uns fragen, ob es sich dabei nicht um ein kommerziell orientiertes Unternehmen handelt."


Möglicherweise ist diese Einschätzung nicht all zu abwegig......

Die Halbwertzeit der Taireido-Bewegung lag denn auch nur bei ca. 35 Jahren - die von Buddhismus und Christentum ist da denn doch erheblich robuster.
Ich nehme an, dass das sang- und klanglose Ende dieser Bewegung im Jahr 1945 auch im Zusammenhang mit dem Verbot staatsshintoistisch-nationalistischen Gedankengutes durch die Siegermächte zu sehen ist.


Wie weit genau nun Usui von Tanaka beeinflusst ist, vermag ich nicht präzise zu beurteilen.
Er scheint ihn jedenfalls gekannt zu haben, wenn man Petter folgt.

Worin Usui aber wohl eher nicht mit Tanaka übereinstimmt, ist das überhebliche Verhältnis zu den traditionellen Religionen. Da hatte er im Gegensatz zu Tanaka fundierte Kenntnisse und Respekt. In dem überlieferten Interview heisst es ja :

A: Further, by adopting the spirit of the teachings of Shinto and Buddhism, and with an eye to treating future generations, the results of the Usui Reiki Therapy can be that both oneself and others may be filled with happiness.

A: Ferner, macht man sich den Geist der Lehren von Shinto und Buddhismus zu eigen und blickt auf die Behandlung künftiger Generationen, können die Ergebnisse der Usui Reiki Therapie sein, dass beide, man selbst und andere, von Glück erfüllt werden.


Ich zitiere hier absichtlich die Version des Übersetzers der japanischen Botschaft London,
der auf die älteren Kanji aus der Zeit Tanakas spezialisiert ist. Sie ist im Anhang von "Usuis Teacher" zu finden und von den Herausgebern des Buches selbst in Auftrag gegeben worden.

Wegen dieses Details hat sich der Erwerb des Buches denn doch gelohnt. Petter übersetzt diese Passage nämlich erheblich salopper:
"Damit (mit Reiki) wird der Geist dem von Gott oder Buddha ähnlich, und es wird zum Lebensziel, seinen Mitmenschen helfen zu wollen. So macht man sich selbst und andere glücklich."

Ich hatte immer ziemlich viele Fragezeichen zu diesem Satz.....


Bevor jemand nun bei einem komplexen Thema wie diesem in Desorientierung und Trübsinn versinkt, empfehle ich, den Fokus der Aufmerksamkeit nicht auf die die mehr oder weniger hochtrabenden ideologischen Verpackungen von Reiki zu richten, sondern vielmehr auf die guten, heilsamen und gelegentlich sogar mysteriösen Erfahrungen, die man in der Praxis machen kann.

Das ständige Bemühen um Vergöttlichung geht mir persönlich schon länger ziemlich auf den Geist. In den meisten Fällen geben Leute mit dieser Botschaft ohnehin eher Auskunft über den Grad ihres ausufernden Narzissmus denn über spirituelle Fragen.

In meiner Reikipraxis war und ist es auch ein wichtiges Element, eben nicht genau zu wissen, was Reiki denn nun eigentlich ist. Sich nicht mit vorgegebene Antworten zufrieden zu geben und Unwissenheit und Unsicherheit aushalten - auch das können wertvolle Lernschritte sein.....

"Geht nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, selber erkennt: 'diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann möget ihr sie aufgeben. Wenn ihr aber, selber erkennt: 'diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann möget ihr sie euch zu eigen machen." (Buddha, Kalama Sutta)
*Jo*

Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von *Jo* »

Hallo Benedikt,

da hast Du Dir ja ne Menge Arbeit gemacht. Interessant das zu lesen. Aber ich denke, dass trotz allem immer noch eine Menge Spekulation, nicht allein im Bezug auf Dich, sondern auf die gesamte Sache, übrig bleibt. Für meinen Geschmack zu viel.

Dass Tanaka den Staat lobhudelt und als das Beste überhaupt preist, könnte zu seiner Lebenszeit auch einen ganz anderen Hintergedanken als Grundlage gehabt haben: Selbstschutz. Wenn ich mich recht erinnere machte es einer der dem Staate kritisch gesonnen war damals eher nicht so lang (in Japan).

Des weiteren ist faktisch das Statement einer Religion über die andere vollkommen unbrauchbar, immerhin geht es auch dort um ein sehr weltliches Konkurrenzdenken ;-). Sich gegenseitig Unzulänglichkeiten vorzuwerfen oder darauf zu verweisen, dass man abgekupfert hat, gehört praktisch zum Guten Ton in dieser Angelegenheit. Bei neuen Strömungen sowieso, da hält man sich religionsübergreifend auch gerne an die Worte: Wehre(t) den Anfängen! ;-).

Worin ich Dir Recht gebe, ist dass sich die Sache schon nach Sekte anhört. Da man damals allerdings in Japan eine ganze Menge an solchen Methoden gekannt haben dürfte, könnte es auch einfach der Versuch sein, dem potentiellen Kunden ein besseres Paket zu liefern als die Konkurrenz und dafür muss man schon ein wenig auf den Busch klopfen mit von wegen meins ist toller als deins. Asiaten sehen das teilweise wesentlich weniger verklemmt, als die Westler. Liegt aber auch daran, dass man im Westen gerne und viel zu viel Edelmut in die importierten Lehren hineininterpretiert. Da geht es im Ursprungsland manchmal schon wesentlich wirtschaftsorientierter zu. Siehe Kung Fu in China, nicht nur, dass das dort lange eher etwas für die Unterschicht war, damit wurde auch gut Kohle gemacht. Von irgendwas muss man schließlich auch leben.

Und wie ein gewisser, zugegebenermassen eher talentfreier, Sience Fiction Autor einst so richtig (sinngemäß) anmerkte: "Willst Du wirklich reich werden, dann gründe Deine eigene Religion."

Ich persönlich schätze, dass das Reiki um das es hier in diesem Forum geht, sich deshalb so lange halten konnte, weil es eben frei ist von religiösen Hintergedanken und nach allem was ich über Usui in Erfahrung bringen konnte, hatte er zumindest eine Sache wirklich auf der Haben-Seite: Eine fortgeschrittene spirituelle Entwicklung. Unabhänig von irgendwelchen religiösen Ideologien. Wenn nicht mal eindeutig nachvollzogen werden kann welcher Religion der "Erfinder" einer Methode wie Reiki angehört hatte, dann will das schon ein wenig was heißen :wink: .

Gruß Jo
Benedikt
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Jo hat geschrieben:
Dass Tanaka den Staat lobhudelt und als das Beste überhaupt preist, könnte zu seiner Lebenszeit auch einen ganz anderen Hintergedanken als Grundlage gehabt haben: Selbstschutz.
Hallo Jo,

das mit der Tarnung, das glaub ich ja nun überhaupt nicht.... :D

Jemand, der eine Petition an den Tenno verfasst mit der dringenden Bitte, Russland endlich den Krieg zu erklären, diese dem Tenno dann persönlich übergibt, dann für diese Frechheit in sein Heimatdorf verbannt wird, andererseits damit aber auch zu einer Art Volksheld wird und als hellsichtig gilt, als der Tenno dann ja tatsächlich diesen Krieg beginnt, der braucht sich wohl kaum durch eine besondere Staatsgläubigkeit zu tarnen.


lg
Benedikt
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Sister Jackhammer »

@ Benedikt: da war der gerade 21! Jahre alt.

Zudem sind die Grundlagen der meisten alten spirituellen Traditionen in Gesellschaften zu finden, die keine christlichen und nur wenig andere grundsätzliche moralischen Bedenken gegen Krieg hegen. Gerade in Asien hat sich da einiges erhalten und wurde ja auch zu Usuis Zeiten weiter entwickelt.
Nebenbei: Spirituelle Kriegerorden gab es auch in Europa, sie haben sich halt nicht zuletzt Dank der Geldgier der christlichen Kirche nicht bis in unsere Zeit gehalten.

Persönlich hatte ich immer den Vergleich Tanaka - Hayashi vor Augen (denn von Usui Einstellung weiß man ja nicht wirklich etwas genaues) - sehr zu Gunsten von Hayashi... !!!

lg
Benedikt
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Sister Jackhammer hat geschrieben:.... sehr zu Gunsten von Hayashi... !!!
Tja, wie so ein echter Haudegen schaut der Hayashi eigentlich wirklich nicht aus.....

Wer sich weitergehend für die geistigen Irrnisse, Wirrnisse und Hirnrisse der Meiji- Zeit interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen:

Zen, Nationalismus und Krieg von Brian A. Victoria

Eine brauchbare umfangreiche Rezension diese Buches findet sich
im Archiv der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens der Universität Hamburg:

http://www.uni-hamburg.de/oag/noag/noag2001_11.pdf

lg
*Jo*

Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von *Jo* »

@Benedikt

Stimmt, da war was. Aber egal, wir werden es vermutlich nie erfahren, was Tanaka diesbezüglich geritten hat. Immerhin hat man es in Japan (und nicht nur dort!) ja stets gut verstanden spirituelle Inhalte mit Schwertern zu kombinieren. In dem Zusammenhang hat Sister absolut recht.

Schlussendlich denke ich nach allem, dass es sehr wahrscheinlich war, dass Usui und Tanaka sich kannten. Dass dabei der eine vom anderen was übernommen haben könnte, dürfte auch mehr als wahrscheinlich sein. Wenn ich jemand begegne, von dem ich was lernen kann, dann mach ich das ja schließlich auch. Ob man das hinterher dann umfassend so darstellen kann, dass dieser jemand mich ausgebildet hat ist allerdings fraglich, da gehört eine Menge mehr dazu.

"Lehrer" ist in diesem Zusammenhang ein sehr dehnbarer Begriff, der von "Er hat mir gezeigt wie man das Licht einschaltet" bis zu "Wir verbrachten 10 Jahre zusammen und ich lernte jeden Tag von ihm" Anwendung finden kann.

Interessant isses trotzdem. Danke für die Ausführungen.


Gruß Jo
Benedikt
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Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von Benedikt »

Jo hat geschrieben:Immerhin hat man es in Japan (und nicht nur dort!) ja stets gut verstanden spirituelle Inhalte mit Schwertern zu kombinieren.
Der spirituelle Sinn des jussisch-japanischen Krieges, der für Tanaka ja offensichtlich gar nicht schnell genug beginnen konnte, vermag sich mir allerdings nicht so recht zu erschliessen....
http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Japanischer_Krieg

Zu bedenken ist dabei auch, dass Inhalte und Formen traditioneller japanischer Kampfkünste zu dieser Zeit ja "modernisiert" wurden:

"Unter dem Einfluss und der Erfahrung westlichen Imperialismus und Nationalismus bildete sich auch in Japan ein Reichsgedanke heraus, als dessen Zentrum wie schon einst der Kaiser gesehen wurde. Als Reaktion auf den Druck von außen und den Zusammenruch des Bakufu (Shogunat) im Innern gewannen nationale Gedanken und Bestrebungen die Oberhand. Die neue Tendenz zeigte sich dabei u.a. in Parolen wie sonnô-jôi ( ́den Kaiserverehren, die Barbaren vertreiben ́) und fukoku-kyôhei ( ́den Staat bereichern, die Streitkräfte stärken ́), der Betonung des yamatodamashii, des Herzens bzw. der Seele Japans, der Wiederbelebung des Shintô gegenüber dem Buddhismus und der Ausbildung des sogenannten ́Staatsshintô ́ (kokka-shintô). Die Loyalität des Samurai gegenüber seinem Lehnsherrn wandelte sich zur Treue des Soldaten gegenüber Kaiser und Vaterland, für die zu sterben fortan als höchste Ehre galt; in ähnlicher Weise wurden auch die anderen traditionellen Tugenden den neuen Umständen angepasst. Die veränderte Situation beeinflusste aber auch die Ausrichtung gewünschter militärischer Fertigkeiten; der Einsatz von und Umgang mit Feuerwaffen wurde zum allgemeinen Standard und auf der Grundlage des klassischen Schwertkampfes wurde die ́Fertigkeit im Gebrauch des Bajonetts ́ entwickelt."

Aus: "Der gemeinsame Weg von Pinsel und Schwert".

Dieser verlinkte Text gibt übrigens einen sehr lesenswerten Einblick in Philosophie, Ethik und Spiritualität der Kampfkünste in vormodernen Japan.

lg
Benedikt
*Jo*

Re: Morihei Tanaka - Usuis Lehrer?

Beitrag von *Jo* »

Hallo Benedikt,

Der Japanisch-Russische Krieg hatte ganz simple weltliche Hintergründe und ich denke, dass der junge Tanaka das auch ziemlich weltlich betrachtet haben dürfte, als er mit seinem Schrieb loszog. Manchmal können sich Jugendsünden später auch als exakt richtige Handlung zum richtigen Zeitpunkt erweisen.

Ich spielte mit meinem von Dir zitierten Satz auf den zweiten von Dir angeführten Sachverhalt an und meinte das Ganze auch eher sarkastisch als ernsthaft diskussionsrelevant. Aber mir fällt grad auf, dass ich hätte Anführungszeichen verwenden sollen, das hätte das Verständnis erleichtert.

Andere Gruppierungen gestalten ihre Spiritualität auch heute noch gerne so, dass sie weiß Gott was alles rechtfertigt. Oh, übrigens, auch die Christenheit hat diesbezüglich Erfahrungen vorzuweisen. Den Satz "Deus lo vult!" ("Gott will es!") wirst Du ja sicher kennen. Es ist immer eine Frage, wie leicht die Massen zu Überzeugen sind das Richtige zu tun. Egal ob die Begründung ein wenig an den Haaren herbeigezogen ist oder nicht und so ein Bisschen "Traditionelles" kann da Wunder wirken (und das mein ich ganz ernst) egal ob es echt ist, oder einfach den Fordernissen des Zeitgeistes angepasst wurde. Der Glaube wurde in dieser Beziehung oft genug missbraucht und wird es immer noch.

Das alles ist auch aus psychologischer Sicht enorm interessant, aber wir kommen vom Thema ab und mit Psychologie hab ich es echt nicht so ;-).

Gruß Jo
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